Empfehlungen des Umweltbundesamtes für einen nachhaltigen Wohnungs- und Städtebau suchen einen ökologisch und sozial ausgewogenen Weg.

Wenn Bundesbauministerin und Bundesumweltministerin gemeinsam Empfehlungen zum Wohnungsbau entgegennehmen, ist ein Zielkonflikt nicht auszuschließen. Der Bau von jährlich 400.000 neuen Wohnungen geht kaum zusammen mit dem gleichzeitig angestrebten Klimaschutz. Daher baut das Positionspapier, das das Umweltbundesamt (UBA) und die dort angesiedelte Kommission Nachhaltiges Bauen (KNBau) am Rosenmontag an Klara Geywitz und Steffi Lemke übergaben, gleich im ersten Kapitel vor.

Klimaschutz und Flexibilität im Neubau

Unter dem Titel „Ambitionierte Ziele für Wohnraumschaffung, Umwelt- und Klimaschutz gleichzeitig erreichen“ werden vor allem die bessere Nutzung des Gebäudebestands, die Verringerung des Flächenverbrauchs und die naturnahe Quartiersgestaltung als Wege zu einer besseren Vereinbarkeit angeführt. Zunächst empfehlen die Autoren die am einfachsten umzusetzenden Maßnahmen. Als Beispiele werden der ambitionierte Klimaschutz im Neubau und mehr Flexibilität in der Raumaufteilung zur Verlängerung der Nutzungsdauer genannt.

Flächenkreislauf und Verbesserung im Bestand

Zu den langfristigen Maßnahmen zählen die Autoren den klima- und ressourcenschonenden Bestandsumbau sowie den Einsatz biogener Baustoffe sowie eine Flächenkreislaufwirtschaft mit kompensierender Entsiegelung. Die Trend zunehmender Wohnfläche pro Kopf sollte beendet werden. Bei der Betrachtung der sozialen Dimension heben die Autoren die Kosteneinsparung bei einer längeren Nutzungsdauer und die höhere Lebensqualität in einem gesunden Wohnumfeld hervor.

Bauministerin Geywitz betonte bei der Vorstellung des Positionspapiers: „Bauen und Klimaschutz müssen immer zusammen und sozial gedacht werden.“ Umweltministerin Lemke ergänzte: „Wenn neuer Wohnraum in erster Linie in Innenstädten und auf Siedlungsbrachen entsteht und Bestandsgebäude saniert und umgebaut werden, spart das Energie, Abfälle und Treibhausgase und senkt den Flächenverbrauch.“

Dreifache Innenentwicklung als neues Leitbild

Für die KNBau sagte Matthias Lerm, Leiter des Stadtplanungsamtes Magdeburg: „Wir plädieren auch dafür, in der Stadtplanung das neue Leitbild der dreifachen Innenentwicklung festzuschreiben. Das bedeutet, dass die Stadtplanung der Zukunft die drei Säulen kompaktes Bauen, gesundes Stadtgrün und nachhaltige Mobilität nicht gegeneinander ausspielen darf.“

Konkret empfiehlt die KNBau, die Musterbauordnung und verschiedene Landesbauordnungen mit ambitionierten Nachhaltigkeitskriterien zu versehen. Dazu zählen die Autoren des neuen Positionspapiers die Ressourcenschonung und den Vorrang des Bestandsschutzes vor einem Neubau. Zudem sollten der Einsatz besonders ökologischer Baustoffe gefördert und reduzierte Mindestabstände für Photovoltaikanlagen auf Dächern zugelassen werden.

g.schilling@stadtvonmorgen.de

Info

Das UBA/KNBau-Positionspapier ist auf der Website des Umweltbundesamtes veröffentlicht.

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