Wittenberg ist der zentrale Ort des Tags des offenen Denkmals 2021. Das war 2020 schon so, wurde aber wegen Corona abgesagt.

Die ostdeutsche Stadt Wittenberg ist die Gastgeberstadt für den Tag des offenen Denkmals am 12. September. Bereits für die bundesweite Eröffnungsveranstaltung im Jahr 2020 hatte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz die Lutherstadt als zentralen Ort ausgewählt. Aufgrund der Coronakrise wurde die Auftaktveranstaltung im vergangenen Jahr allerdings abgesagt. Oberbürgermeister Torsten Zugehör hofft nun darauf, den Tag des offenen Denkmals 2021 in Wittenberg veranstalten zu können. Dafür stellte die Stadt bei einer virtuellen Pressekonferenz in der vergangenen Woche ihre Pläne vor.

Tag des offenen Denkmals: „pandemiekonform“

Wittenberg plant ein „pandemiekonformes Kulturevent in der ganzen Stadt“. Es soll Open-Air-Events geben, die so in der Stadt verteilt sind, dass Abstands- und Hygienestandards eingehalten werden. Zudem soll die Stadtgesellschaft in das Event eingebunden werden: OBM Zugehör ruft Denkmaleigentümer dazu auf, ihre Gebäude oder Innenhöfe dem Publikum zugänglich zu machen.

Allerdings bleibt das Infektionsgeschehen in der Coronapandemie ein bestimmender Faktor dafür, ob die Veranstaltung tatsächlich so stattfinden kann. Er „hoffe sehr, dass wir das mit Corona in den Griff kriegen“, sagt Zugehör. Doch der OBM gibt sich optimistisch und geht „unbeirrt“ davon aus, das Veranstaltungskonzept im September realisieren zu können.

OBM Zugehör über Wittenbergs „Metamorphose“

OBM Torsten Zugehör (Quelle: Stadt Wittenberg/Marko Schoeneberg)

OBM Torsten Zugehör (Quelle: Stadt Wittenberg/Marko Schoeneberg)

Für die Lutherstadt Wittenberg wäre eine Präsentation ihrer Denkmäler auch eine Gelegenheit, die bauliche Entwicklung ihrer Altstadt präsentieren zu können. Zugehör spricht von einer einzigartigen „Metamorphose“, die die Stadt jüngst durchlebt habe. Hinsichtlich des Reformationsjahrs 2017 seien rund 177 Millionen Euro in die Sanierung des Gebäudebestands im Zentrum der Welterbestadt geflossen. Der Erhalt der historischen Gebäudesubstanz sei dabei eine „Investition in die Zukunft“, die „dem Erbe und der Geschichte immer verpflichtet“ sei.

Mit der Auswahl einer Gastgeberstadt wolle man stets einen besonderen Ort „ins Schaufenster der Denkmalpflege legen“, sagt Steffen Skudelny, Vorstand der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Wittenberg zeichne sich nicht nur durch einen sorgsamen Erhalt originaler Denkmalsubstanz aus, sondern gebe auch Beispiele dafür ab, wie sich der Denkmalschutz mit „heutigen, modernen Bauleistungen“ und zeitgemäßen Nutzungen in Einklang bringen lasse.

Der Tag des offenen Denkmals gilt nach Angaben der Veranstalter als die größte Kulturveranstaltung Deutschlands. Zahlreiche Kommunen beteiligen sich an dem Aktionstag. Seit 1993 koordiniert die Deutsche Stiftung Denkmalschutz das Programm.

Coronakrise beschleunigt Transformation des Zentrums

Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit eröffnet der Stadt zugleich Perspektiven in die Zukunft. Dies betrifft auch die Debatte um die Transformation von Innenstädten in der Coronakrise. Die sei wie in vielen anderen deutschen Städten ein „Topthema“ in Wittenberg, so Zugehör. Denn das Wittenberger Zentrum sei ebenso von gravierenden Transformationsprozessen erfasst, auf die die Coronakrise wie ein „Brandbeschleuniger“ wirke.

Der Wandel der Innenstadt führe „weg von der Vorstellung, dass eine Altstadt ein Einkaufsstandort ist“, sagt Zugehör. „Sie muss Lieblingsort für die Bürger sein.“ Um die Transformation zu bewältigen, setzt die Stadt Wittenberg auf ihr historisches Profil. Es gelte, die Attraktivität des Zentrums zu erhalten und Frequenz zu schaffen, etwa durch Märkte, Gastronomie oder Musik und Kultur.

Für das Ambiente und die Aufenthaltsqualität in der Welterbestadt sei das Thema Denkmal prägend. Etwa wolle Wittenberg an die Erfahrung des Reformationssommers 2017 anknüpfen und diesen im Sinne eines „Kultursommers“ fortschreiben. Für die Lösung der Transformationsaufgabe gebe es kein Patentrezept, jede Stadt müsse ihr eigenes, das für sie passende Konzept entwickeln. „Dazu gehören auch Versuch und Irrtum“, meint der Oberbürgermeister.

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