Wohnraum für Studenten ist für Hochschulstädte ein wichtiger Standortfaktor. Doch vielerorts steigen die Mieten rasant.

In vielen Hochschulstädten drängt sich die Frage nach bezahlbarem Wohnraum für Studenten auf. Aufgrund steigender Grundstückspreise finden sich dafür immer seltener Investoren – die Wohnraumförderung gewinnt in diesem Segment daher an Bedeutung.

Beispiel Paderborn: Hohe Nachfrage für Studentenwohnungen

Als das „Alexander Haindorf Haus“ in Paderborn Ende September fertiggestellt war, zogen dort schon am ersten Tag über 100 Studenten ein. Vom „Masseneinzug im Sieben-Minuten-Takt“ war die Rede in der Lokalpresse. In den folgenden Tagen füllte sich das Studentenwohnheim komplett. Für die 150.000-Einwohner-Stadt mit mehr als 20.000 Studenten bedeutet es einen entlastenden Impuls für den lokalen Wohnraummarkt. Realisiert wurde die privatwirtschaftliche Investition mit Förderung des Landes.

Insgesamt 231 Studentenapartments, davon 207 Einzelwohnungen und zwölf Zweier-WG mit jeweils gemeinsamer Küche, umfasst der viergliedrige Gebäudekomplex. Bevor er eröffnet wurde, verzeichnete Paderborn 1.537 Wohnheimplätze für 22.173 Studenten. Damit verfügten 6,9 Prozent der Studenten über einen Wohnheimplatz. Im Bundesschnitt sind es 9,5 Prozent. Durch die Neueröffnung steigt die Zahl auf 1.768 Studenten und legt immerhin um einen Prozentpunkt auf einen Anteil von acht Prozent in Richtung des Bundesniveaus zu.

Förderung begünstigt Investitionen in Wohnraum für Studenten

Begünstigt wurde der Bau durch ein über die NRW-Bank ausgegebenes Förderdarlehen des Landes Nordrhein-Westfalen mit einer Laufzeit von 20 Jahren. Das habe die Investition erst ermöglicht, sagt der Geschäftsführer des verantwortlichen Projektentwicklers Nord Project GBI, Gerrit Ernst. Allerdings: „Aufgrund der in den Bundesländern sehr unterschiedlichen Förderbedingungen sind solche Projektentwicklungen bisher nicht bundesweit möglich.“

Gleichwohl ist die Frage nach bezahlbarem Wohnraum für Studenten bundesweit in vielen Städten akut. Denn gerade Investitionen in für Studenten erschwinglichen Wohnraum lassen sich angesichts rasant steigender Grundstücks- und Immobilienpreise vielerorts immer seltener realisieren. „Vor allem in Metropolen, in denen der Wohnungsmarkt überhitzt ist, sind allein die Grundstücke häufig so teuer, dass man ohne Förderung überhaupt nicht auf für Studierende bezahlbare Preise kommt“, erklärt Anja Bachmann, beim Immobilienunternehmen GBI zuständig für die Projektentwicklung im Bereich studentisches Wohnen. Mit kleinformatigen Apartments unter dem Label „Smartments Student“ setzt GBI spezielle Raumlösungen um – in Norddeutschland meist zusammen mit Nord Project GBI.

Studie zum Wohnungsmarkt für Studenten in Hochschulstädten

Wie konkret sich Wohnungsnachfrage und Wohnungskosten im studentischen Bereich entwickeln, zeigt eine aktuelle Studie des GBI-nahen Moses Mendelssohn Instituts: das „Hochschulstädte Scoring 2021“. Das Scoring betrachtet 97 Hochschulstandorte mit mehr als 5.000 Studenten und bezieht damit rund 90 Prozent der Studenten in Deutschland in die Untersuchung ein. Dabei stellt die Studie fest, dass der Wohnungsbestand hinsichtlich Lage, Preis und Konzept oft nur unzureichend an die studentischen Bedürfnisse angepasst ist. Insbesondere in stark nachgefragten Hochschulstädten seien Versorgungsengpässe zu verzeichnen. Demgegenüber bedeute die Schaffung von Wohnraum für Studenten auch eine Entlastung des gesamten lokalen Wohnungsmarkts.

Allerdings zeigt die Studie starke regionale Unterschiede auf. Beispielsweise macht sie ein Gefälle zwischen der Preisentwicklung für Wohnraum in wirtschaftsstarken Städten einerseits und in strukturschwächeren Räumen andererseits sichtbar. Demnach kostet im Bundesschnitt ein gängiges WG-Zimmer 391 Euro und liegt damit auf dem Preisniveau von 2019 (389 Euro) und leicht unter dem von 2020 (400 Euro). Die Preisspanne ist jedoch teils gravierend: Während Studenten in strukturschwächeren Regionen Ostdeutschlands durchschnittlich unter 300 Euro zahlen, kostet ein WG-Zimmer in einer prosperierenden Metropole über 500 Euro. Zum Vergleich: Die Förderung beim Wohnheimbau in Paderborn ermöglicht einen Preis in Höhe von 365 Euro, inklusive Nebenkosten, Möblierung und Internet.

Studentische Nachfrage im Kontext angespannter Wohnraummärkte

„Der gezielte Bau von Wohnraum für Studierende sollte vorwiegend an den Hochschulstandorten intensiviert werden, an denen auch langfristig keine Entspannung auf dem Wohnungsmarkt erwartet werden kann“, heißt es im Hochschulstädte Scoring. Als besonders schwierig für Studenten nennt es – wenig überraschend – die ohnehin angespannten Wohnraummärkte in Städten wie Hamburg, München, Köln, Frankfurt am Main, Stuttgart oder Berlin. Zwar habe die Coronakrise mit ihren vermehrten digitalen Lehrangeboten mancherorts für eine Stagnation oder gar einen leichten Rückgang der studentischen Nachfrage nach Wohnraum gesorgt. Solche Effekte könnten absehbar aber keine grundsätzliche Trendumkehr bewirken.

Im Gegenteil sei es langfristig umso wichtiger, „Wohnraum für Studierende dort zu schaffen, wo auch eine entsprechende Nachfrage besteht“. Andernfalls werde die Konkurrenz um Wohnraum gegenüber anderen Personengruppen, beispielsweise jungen Menschen in der Berufseinstiegsphase, vielerorts zunehmen. Für Hochschulstädte bedeutet dies, im eigenen Standortinteresse das studentische Wohnen städtebaulich zu forcieren. Gleiches gilt für die Länderprogramme zur Wohnraumförderung.

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