Deutsche Städte reagieren mit Entsetzen auf den Krieg in der Ukraine. Auf Ebene der Städtediplomatie bemühen sie sich um Frieden.

Zahlreiche deutschen Städte reagieren mit Entsetzen auf den russischen Angriff auf die Ukraine. Sie fordern den russischen Präsidenten Wladimir Putin dringend dazu auf, den Krieg nicht weiter aufflammen zu lassen. Zugleich nutzen sie die Städtediplomatie, um ukrainischen Partnerstädten Hilfe anzubieten.

München: Reiter bietet zivile und humanitäre Hilfe

„Mit großer Bestürzung mussten wir alle zur Kenntnis nehmen, dass Russland jetzt einen offenen Angriffskrieg gegen die Ukraine führt“, sagt Oberbürgermeister Dieter Reiter aus München in einem soeben verbreiteten Statement. Er zeigt sich „fassungslos über diesen barbarischen Akt des russischen Machthabers Putin, der seine nationalistischen Ziele mit aller Brutalität und ohne Rücksicht auf Menschenleben verfolgt“.

Diese „schreckliche, völkerrechtswidrige Aggression“ müsse „schnellstmöglich gestoppt werden“, so Reiter. Die ukrainische Hauptstadt Kiew ist eine Partnerstadt Münchens. Wie andere Orte in der Ukraine ist Kiew bereits beschossen worden. Reiter bietet den Menschen in Kiew und der Ukraine „zivile und humanitäre Unterstützung“ an, „um das Leid vor Ort bestmöglich zu lindern“.

Westphal: „Kommunikation nicht abbrechen“

In einem Videostatement mahnt Thomas Westphal, Oberbürgermeister aus Dortmund, die Kommunikation nicht abbrechen zu lassen und dafür auch die Städtediplomatie zu nutzen. Seit 45 Jahren unterhält Dortmund eine „Städtepartnerschaft und Freundschaft“ mit der russischen Stadt Rostow am Don. „Wir wollen auch hier die Kommunikation nicht abbrechen, sondern offenhalten, weil es wichtig ist, dass wir uns verständigen, dass Krieg keine Lösung sein darf.“

Zuletzt rief der Deutsche Städtetag die deutschen Städte dazu auf, Städtepartnerschaften zu nutzen, um Signale des Friedens zu senden. Noch gestern versuchten zahlreiche Städte angesichts der sich zuspitzenden Lage an der russisch-ukrainischen Grenze entsprechende Zeichen zu setzen – allerdings vergeblich, wie sich heute nach dem russischen Angriff herausstellt. In Solidarität mit der Ukraine strahlte etwa Berlin das Brandenburger Tor mit den ukrainischen Nationalfarben an. Dies tue man „als freie Stadt für eine freie und souveräne Ukraine“, sagte Bürgermeisterin Franziska Giffey.

Münster und Osnabrück mit Zeichen für den Frieden

Städtetagpräsident Markus Lewe, OBM von Münster, und Katharina Pöttner, OBM von Osnabrück, entzündeten ebenfalls gestern im Friedensaal des Historischen Rathauses in Münster eine Kerze als Zeichen für den Frieden (Foto oben). Damit wollten sie an den dreißigjährigen Krieg erinnern, der durch Verhandlungen in Münster und Osnabrück, den sogenannten Städten des Westfälischen Friedens 1648, aufgelöst wurde.

„Die Verhandlungen zum Westfälischen Frieden rufen uns immer wieder die entscheidende Bedeutung der Diplomatie ins Gedächtnis und mahnen uns, dass der Dialog nicht abreißen darf“, sagt Lewe. Der Oberbürgermeister stand in vergangenen Tagen mehrfach im Austausch mit den Spitzen von Münsters russischen Partnerstadt Rjasan.

Ukrainekrise: Effekte auf das Geschehen in deutschen Städten

Mit ihren ukrainischen Partnerkommunen zeigen sich deutsche Städte solidarisch. Etwa tauschte sich Manfred Schilder, Oberbürgermeister von Memmingen, mit seinem Amtskollegen der ukrainischen Stadt Tschernihiw, Vladyslav Atroshenko, aus. Ebenso bot Oberbürgermeister Marcus König aus Nürnberg seinem Amtskollegen in Charkiw, Ihor Terechov, in einem Schreiben konkrete Unterstützung an.

Die Sorgen um die Sicherheitslage haben zudem Effekte auf das Stadtgeschehen. So sagte Saarbrücken heute angesichts des Kriegs den karnevalistischen „Rathaussturm“ ab. „Wir fühlen mit den Menschen in der Ukraine und können heute nicht Frohsinn walten lassen“, erklärt Oberbürgermeister Uwe Conradt. In Wilhelmshaven findet am Abend eine Mahnwache statt. Die Stadt setzt dafür ihre Flaggen auf halbmast.

a.erb@stadtvonmorgen.de

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