Kai Buchmann verteidigt seine Position als Oberbürgermeister der Stadt Nordhausen. Bei der gestrigen Stichwahl erreichte er 55 Prozent der Stimmen. Damit geht der parteilose Politiker in seine zweite Amtszeit. Bundesweite Aufmerksamkeit erreichte die Wahl in der thüringischen 40.000-Einwohner-Stadt, weil mit Jörg Prophet ein Kandidat der AfD den ersten Wahlgang dominierte und mit großen Erfolgsaussichten in die Stichwahl zog. Bei einem Wahlsieg Prophets hätte ein Repräsentant der über weite Teile als rechtsextrem geltenden Partei zum ersten Mal den Posten des Oberbürgermeisters einer Stadt errungen.
Bundesweite Solidarität für Buchmann
Im ersten Wahlgang stellten sich mit dem Amtsinhaber Buchmann insgesamt sechs Kandidaten der Wahl. Prophet erreichte 42 Prozent der Stimmen. Der Zweitplatzierte Buchmann kann auf 24 Prozent. Damit standen die Zeichen vor der Stichwahl auf einen Sieg Prophets. Doch mit der Aussicht, dass die AfD das oberste Amt der Stadt besetzen könnte, formierte sich in der Stadtgesellschaft ein Bündnis für Buchmann.
Auch bundesweit erfuhr der parteilose Oberbürgermeister eine große Solidarität. Beispielsweise warnte Thomas Eiskirch, der Oberbürgermeister von Nordhausens Partnerstadt Bochum, vor einem Erfolg der AfD. „Die Kräfte des demokratischen Spektrums sollten sich hinter ihm versammeln“, rief er in einem Statement zur Unterstützung von Buchmann auf.
Wiederwahl in angespannter Stimmungslage
Dabei ist Buchmann in der Lokalpolitik nicht unumstritten. Sein Wahlkampf war von dienstlichen Turbulenzen überschattet. Er sah sich im Frühjahr sogar einer Dienstenthebung ausgesetzt. Vor dem Verwaltungsgericht Meiningen wehrte er sich jedoch erfolgreich gegen seine Suspendierung durch den Landkreis und kehrte im August ins Rathaus zurück. Medienberichten zufolge drehen sich die gegen ihn gerichteten Vorwürfe um seine Amtsführung. Demnach werden ihm mehrere Dienstpflichtverletzungen vorgeworfen, darunter Mobbing gegen Bürgermeisterin Alexandra Rieger, die ebenfalls um das Oberbürgermeisteramt kandidierte.
Mit seiner Wiederwahl steht Buchmann wohl nun vor der Herausforderung, eine Spaltung der Stadtgesellschaft und ein Abdriften der Stimmung zu verhindern. In ersten, einzelnen Kommentare nach dem Wahlergebnis sind zum Beispiel auf seiner Facebookseite bereits in populistischem Stil verfasste, gehässige Beiträge zu lesen.
Andreas Erb ist Redakteur im Public Sector des F.A.Z.-Fachverlags. Für die Plattform #stadtvonmorgen berichtet er über urbane Transformationsprozesse, die Stadtgesellschaft und die internationale Perspektive der Stadt. Seit 1998 ist der Kulturwissenschaftler als Journalist und Autor in verschiedenen Funktionen tätig, seit 2017 als Redakteur im F.A.Z.-Fachverlag.

