Als Oberbürgermeister Uli Burchardt sein kürzlich erschienenes Buch „Menschenschutzgebiet“ schrieb, hatte er bereits den Ansatz des Stararchitekten Jan Gehl im Blick. Danach muss der Mensch in der Stadtplanung das Maß der Dinge sein. Nun stellte Gehls Kopenhagener Stadtplanungsbüro das Projekt „Innenstadt von morgen“ vor. Das begleitet für die Stadt Konstanz seit Jahresbeginn die Umsetzung des zuvor erarbeiteten Zukunftsbildes Innenstadt.
„Wir analysieren das Verhalten und die Nutzungsmuster der Menschen im öffentlichen Raum, um deren Bedürfnisse besser zu verstehen“, erläuterte Lisa Müller-Schober. Sie leitet das Projekt bei Gehl. Gemeinsam mit der städtischen Projektleiterin Barbara Schaar präsentierte sie den aktuellen Stand des Smart Green City-Projekts am 7. November im Technischen und Umweltausschuss des Konstanzer Gemeinderates.
Momentaufnahmen der Raumnutzung
Ausgangspunkt ist eine Studie zur Nutzung des öffentlichen Raums unter dem Motto „Public Space Public Life“ (PSPL), die im September durchgeführt wurde. Mit Hilfe vieler freiwilliger Helfer wurden Daten zum Aufenthalt an und zur Nutzung von öffentlichen Plätzen gesammelt. Das Team habe in Konstanz an zwei Tagen im September in der Innenstadt Menschen in Bewegung und im Aufenthalt dokumentiert. „Mittels Momentaufnahmen von jeweils zehn Minuten Dauer über neun Stunden pro Tag hinweg ergab das über 500 Erfassungen, die anschließend vom Research and Development-Team von Gehl ausgewertet wurden“, berichtete Schaar.
Klimaanpassung und Lebendigkeit verbinden
Die Daten werden für die Planung und Entwicklung von Sofortmaßnahmen genutzt. Zu ihnen gehören zum Beispiel die gerechtere Verteilung des öffentlichen Raums auf alle Verkehrsteilnehmer sowie die Schaffung von Grünflächen. In den kommenden Monaten sollen die Sofortmaßnahmen konkretisiert werden.
Das Konzept der Smart Green City verknüpft laut Müller-Schober „Stadtentwicklung mit Nachhaltigkeit und Technologie“. Es verfolgt das Ziel, „dringende Herausforderungen wie die Anpassung an den Klimawandel zu lösen und gleichzeitig Städte zu lebendigen und vernetzten Orten zu machen“.
Dem bereits entwickelten Zukunftsbild wolle sich die Stadt durch die „Erprobung und gezielte Anpassung der Sofortmaßnahmen“ annähern, sagte Schaar. Dabei gehe man auf die Wünsche der Bevölkerung ein, die sich etwa mehr Grünflächen oder eine höhere Aufenthaltsqualität richten. Die Innenstadtgestaltung solle für alle sichtbar und erlebbar sein.
Gunther Schilling ist Verantwortlicher Redakteur Public Sector mit Schwerpunkt „#stadtvonmorgen“. Dort schreibt er insbesondere über die Themen Digitalisierung und kommunale Unternehmen. Der Diplom-Volkswirt ist seit 1990 als Redakteur in der F.A.Z.-Verlagsgruppe tätig. Das Team von „#stadtvonmorgen“ verstärkt Gunther Schilling seit Januar 2022. Zuvor war er Leitender Redakteur des Außenwirtschaftsmagazins „ExportManager“.

