Die Idee ist einleuchtend: Das Flächenpotenzial eines Parkplatzes zur Stromproduktion nutzbar machen. Über rund 300 Stellplätze verfügt der Park-and-Ride-Parkplatz in dem kleinen Ort Allersberg, einer Marktgemeinde im bayerischen Landkreis Roth. Der Parkplatz liegt an einer Bahnstrecke. Züge gehen ins benachbarte Nürnberg und nach Süden in Richtung der Landeshauptstadt München. Für Pendler ist er also ideal gelegen, entsprechend hoch ist seine Frequenz. Täglich nutzen ihn hunderte Pendler, die Auslastung liegt bei 90 Prozent. Doch lässt sich die Fläche noch besser auslasten als nur für blecherne Automobile? Die Idee ist, den Parkplatz zu überdachen und das Dach zur regenerativen Stromproduktion per Photovoltaiktechnologie zu nutzen. Doch wo kommt das Geld dafür her? Ohne zusätzliche Investitionen liegt das damit verbundene Potenzial im Sinne der Energiewende brach.
Investitionskraft für die Energiewende
Von dieser Situation berichtet Gerhard Brunner, der Werkleiter der Stadtwerke Roth. Grundsätzlich wollen die Stadtwerke mit den Kommunen den Photovoltaikausbau in der Region voranbringen – idealerweise ohne zusätzliche Flächeninanspruchnahme, also etwa auf den Dächern öffentlicher Gebäude. Die Idee der Parkplatzüberdachung steht in diesem Zusammenhang. Die Überdachung könnte nicht nur den Komfort der Park-and-Ride-Station erhöhen, sondern vor allem der regenerativen Stromproduktion dienen. Darüber hinaus gibt es Pläne, Ladepunkte für Elektroautos zu installieren. Insgesamt rechnet Brunner, je nach Ausbaustufe, mit einer Investition in Millionenhöhe.
Die Berechnungen sind schon gemacht: Die Photovoltaikmodule auf der Parkplatzüberdachung könnten schätzungsweise rund 380.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr produzieren. Rechnerisch entspricht dies dem Strombedarf von etwa 100 Haushalten. Brunner kalkuliert, dass die klimaneutrale Stromproduktion im Vergleich rund 130 bis 150 Tonnen CO2 pro Jahr einspart. Die Umsetzung des Vorhabens liegt aus Klimaschutzgründen auf der Hand, meint der Werksleiter. Doch die Investition ist es, die sie ausbremst.
Klimainvestor als Möglichmacher
Denn die Rahmenbedingen treiben sie in die Höhe. Da ist zum einen die Konstruktion für die Überdachung, die die Installation der Photovoltaikmodule im Vergleich zu einer bodengebundenen Lösung verteuert. Zum anderen ist da der Umstand, dass das Parken auf dem Park-and-Ride-Platz kostenlos ist und dies bleiben soll. Eine Umlage der Investitionskosten auf die Parkplatznutzer, die mit der Überdachung ja zugleich einen höheren Parkkomfort genießen, ist demnach nicht umsetzbar. Die Amortisation der Investition durch die Stromeinspeisung ist gegenwärtig kaum wirtschaftlich. Darüber hinaus ist die solare Überdachung eines circa 20 Jahre alten Parkplatzes keine kommunale Pflichtaufgabe. Wie soll das Projekt also umgesetzt werden, und wer soll es finanzieren?
Rund 350.000 Euro brauche man als Startzuschuss, „damit wir das stemmen können mit einer schwarzen Null“, erklärt Brunner. Dafür sucht er nun nach sogenannten Klimainvestoren. Dies geschieht über eine Klimaschutzplattform, in diesem Fall Kom2Kom. Hier können Kapitalgeber eine CO2-Ersparnis erwerben, die sich ohne den Einsatz ihres Geldes nicht realisieren ließe. „Der Klimainvestor kauft die ISO-validierte CO2-Ersparnis und erwirbt das Recht, mit der Klimafinanzierung zu werben sowie diese auszuweisen“, erklärt Brunner. In das Projekt, die regenerative Stromerzeugung vor Ort im Kontext des Park-and-Ride-Parkplatzes auszubauen, fließt damit frisches Geld ohne Rückzahlungsverpflichtung. Sobald die Mittel zur Verfügung stehen, könne man mit dem Bau loslegen, meint Brunner. Die Pläne seien gemacht. Das Engagement eines Klimainvestors als „Möglichmacher“ sei die Voraussetzung, dass das Projekt starte.
Andreas Erb ist Redakteur im Public Sector des F.A.Z.-Fachverlags. Für die Plattform #stadtvonmorgen berichtet er über urbane Transformationsprozesse, die Stadtgesellschaft und die internationale Perspektive der Stadt. Seit 1998 ist der Kulturwissenschaftler als Journalist und Autor in verschiedenen Funktionen tätig, seit 2017 als Redakteur im F.A.Z.-Fachverlag.

