Kostenexplosion bedroht Weihnachtsmärkte und Stadtfeste

Der Bundesverband City- und Stadtmarketing Deutschland (bcsd) schlägt Alarm: Steigende Sicherheitsauflagen, wachsende Kosten und immer komplexere Genehmigungsverfahren bringen die Verantwortlichen für Stadtfeste, Märkte und kulturelle Veranstaltungen vielerorts an ihre Grenzen. „Fallen Märkte und Feste aus, verliert die Gesellschaft ihre Mitte“, warnt bcsd-Bundesvorsitzender Gerold Leppa. „Veranstaltungen im öffentlichen Raum sind weit mehr als Unterhaltung – sie sind das Herzstück unserer Gesellschaft, Treffpunkt für Bürgerinnen und Bürger, Ausdruck von Tradition, Gemeinschaft und Identität.“ Die Ergebnisse einer bundesweiten bcsd-Umfrage unter 258 Stadtmarketingorganisationen belegen den wachsenden Druck auf lokale Veranstalter. 93 Prozent der Befragten sehen die Vielzahl neuer Auflagen als massives Hemmnis, 89 Prozent nennen steigende Gebühren, etwa für die GEMA, als ernstzunehmendes Problem. Kaum ein Fest erzielt Überschüsse Gleichzeitig verschärft sich die finanzielle Lage: Drei Viertel der Organisationen (76 Prozent) müssen Veranstaltungen querfinanzieren, nur 1,6 Prozent erzielen über das Jahr gerechnet einen Überschuss. Insgesamt sind die Kosten in den vergangenen drei Jahren laut der Umfrage um durchschnittlich 44 Prozent gestiegen. Jede zweite Stadt (56,8 Prozent) hat ihr Veranstaltungsangebot bereits einschränken müssen – vor allem wegen fehlender Mittel und teurer gewordener Sicherheitsmaßnahmen. Leppa fordert klare Unterstützung von Bund und Ländern. Staatliche Aufgaben wie Gefahrenabwehr, etwa bei Anschlagsrisiken, dürften nicht auf Kommunen und Stadtmarketingorganisationen abgewälzt werden. „Es kann nicht sein, dass sich übergeordnete Ebenen zurückhalten und die Last bei teils ehrenamtlich engagierten Veranstaltern abladen“, so Leppa. „Wir brauchen bundesweit verlässliche Regelungen, sonst wird bald niemand mehr die Verantwortung für Feste übernehmen können.“ Sicherheit als Kostentreiber Nahezu alle Organisationen seien heute gezwungen, aufwendige Sicherheitskonzepte zu erstellen und mit Polizei, Feuerwehr und Ordnungsämtern eng abzustimmen. 92 Prozent stimmen Sicherheitsmaßnahmen regelmäßig mit der Polizei ab, 70 Prozent verfügen über Evakuierungs- und Notfallpläne. Während 64 Prozent der Städte die Kosten für Sicherheitsvorkehrungen wie Terrorsperren tragen, muss ein Drittel der Veranstalter diese inzwischen selbst finanzieren. Trotz dieser Herausforderungen sehen die Stadtmarketingverantwortlichen die gesellschaftliche Funktion ihrer Arbeit bestätigt: 96 Prozent sind überzeugt, dass Veranstaltungen einem Attraktivitätsverlust der Innenstädte entgegenwirken. Nachhaltigkeit: Wichtig, aber kaum finanzierbar Zunehmend stärker gerät auch das Thema Nachhaltigkeit in den Blick. 84 Prozent der Befragten bestätigen, dass dessen Bedeutung wächst. Doch nur 8 Prozent verfügen über ein umfassendes Konzept. Die Mehrheit setzt auf einzelne Maßnahmen: 77 Prozent nutzen Mehrweg- und Pfandsysteme, 67 Prozent achten auf regionale Anbieter. Rund 72 Prozent der Befragten nennen hohe Kosten als Hürde, knapp 54 Prozent verweisen auf fehlendes Personal. Wie angespannt die Lage vielerorts ist, zeigt sich aktuell in Magdeburg. Der dortige Weihnachtsmarkt stand zwischenzeitlich auf der Kippe. Erst nach intensiven Gesprächen zwischen Stadtverwaltung, Sicherheitsbehörden und Veranstalter gab es grünes Licht für die Eröffnung. Streitpunkt war das Sicherheitskonzept. Nach Angaben der Stadt konnte „nach konstruktiven Krisengesprächen eine Lösung gefunden werden“. Am Donnerstag soll der Markt nun wie geplant öffnen.

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