Maßgeschneiderte Wärmewende: Neues Tool hilft bei der Planung

Ein neu entwickeltes Online-Tool, der „WärmeGuide“, soll Kommunen dabei unterstützen, ihre Wärmeplanung effizient und zukunftsweisend zu gestalten. Das Tool wurde von GermanZero in Zusammenarbeit mit dem Öko-Institut, dem Kompetenzzentrum kommunale Wärmeplanung (KWW) und dem Klima-Sozialrat entwickelt. Es bietet Städte und Gemeinden eine benutzerfreundliche Unterstützung bei der Umstellung auf erneuerbare Energien und der Dekarbonisierung des Wärmebedarfs.„Der WärmeGuide ist für alle Kommunen in Deutschland gedacht. Jede einzelne der 11.000 Städte und Gemeinden in Deutschland, von Aach in Rheinland-Pfalz bis Zwickau in Sachsen, findet darin maßgeschneiderte Schritt-für-Schritt-Anleitungen, Zukunftsszenarien und Handlungsempfehlungen für eine effiziente Wärmeplanung“, erläutert Johannes Hofmann von LocalZero, der das Projekt mitentwickelt hat.Effiziente Planung für die WärmewendeFür Sibylle Braungardt, Gruppenleiterin für Wärmewende & Effizienz am Öko-Institut, ist die kommunale Wärmeplanung ein entscheidender Baustein für die erfolgreiche Wärmewende in Deutschland. „Die kommunale Wärmeplanung spielt eine wichtige Rolle für die Wärmewende, weil sie einen systematischen Blick auf den zukünftigen Wärmebedarf und die passenden Versorgungslösungen auf lokaler Ebene ermöglicht“, sagt Braungardt. „Sie zeigt auf, wo Effizienzmaßnahmen besonders wirksam sind, welche Quartiere für den Ausbau von Wärmenetzen geeignet sind und wo individuelle Lösungen wie Wärmepumpen sinnvoller sind.“ Zugleich biete sie eine gemeinsame Orientierung für Kommunen, Energieversorger, Wohnungswirtschaft und Bürger. Sie schaffe zudem „neue Kooperationsstrukturen, die für die Realisierung der Maßnahmen entscheidend sind.“Der WärmeGuide soll Städten und Gemeinden nach Angaben der Macher insbesondere dabei helfen, Potenziale für die Nutzung erneuerbarer Energien zu erkennen und konkrete Maßnahmen zur Dekarbonisierung zu entwickeln. „Der WärmeGuide bietet Kommunen einen Überblick zum Status quo: Wie viele Gebäude müssen einbezogen werden? In welchem Zustand sind sie? Wie ist die Eigentumsstruktur?“, erläutert Hofmann. „Zweitens zeigt er jeder Kommune ihr großes Potenzial für das fossilfreie Heizen über Wärmepumpe und als Fernwärmeversorgung, z. B. durch Tiefengeothermie, Gewässerwärme, Solarthermie oder Speicher.“Ohne gute Daten keine gute WärmeplanungJohannes Hofmann hebt hervor, dass das Tool besonders für kleinere und mittelgroße Kommunen von großem Nutzen sei. Diese hätten oft nicht die personellen und finanziellen Mittel, um eine detaillierte Wärmeplanung durchzuführen. „In vielen kleineren Kommunen übernehmen Quereinsteiger die Wärmeplanung, und der Umgang mit den komplexen Daten stellt eine enorme Herausforderung dar“, sagt er. Der WärmeGuide bündele grundlegende Daten und biete eine klare Struktur, um die Planung zu erleichtern.Bei der Wärmewende komme es entscheidend auf das Zusammenspiel der kommunalen Wärmeplanung und den Daten an, unterstreicht Tobias Berger vom KWW. „Tolle Daten alleine stellen keine gute Wärmeplanung sicher. Aber schlechte Daten sorgen dafür, dass die Wärmeplanung nicht gut wird.“Szenarien für jede KommuneEin weiteres zentrales Ziel des WärmeGuide ist es, die Umstellung auf erneuerbare Heiztechniken zu beschleunigen. „Die Wärmeplanung und ihre Umsetzung können oft viel schneller erfolgen als von den Kommunen gedacht, weil der WärmeGuide die Planung deutlich vereinfacht“, ist Hofmann überzeugt. „Gerade für Kommunen, die gerade erst mit der Planung beginnen, bietet der WärmeGuide eine klare Orientierung“, unterstreicht Braungardt. „Er gibt den Verantwortlichen vor Ort eine fundierte Grundlage, um mit den richtigen Maßnahmen zu starten.“ Dazu arbeitet der WärmeGuide mit Zukunftsszenarien, die es den Kommunen ermöglichen sollen, eine solide Grundlage für die weitere Planung zu erhalten.Der WärmeGuide nimmt nicht nur die technische Seite der Wärmewende in den Blick. Er versteht die Wärmeplanung auch als soziales Thema.„Besonders finanzschwache Haushalte oder ältere Menschen in schlecht gedämmten Eigenheimen haben oft Schwierigkeiten, die notwendigen Investitionen zu stemmen“, betont Hofmann. „Kommunen können mit Vermieterndaraufhin arbeiten, dass bei der Sanierung die Warmmiete stabil bleibt. Für Eigentümer können sie zum Beispiel kostenfreie Energieberatungen anbieten, auf die Bundesförderung für Wärmepumpen hinweisen oder eigene Förderprogramme starten.“Bürger zweifeln an Bezahlbarkeit der WärmewendeEine aktuelle Umfrage des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU) belegt, dass 82 Prozent der Deutschen der Politik nicht zutrauen, den Umstieg auf klimaneutrales Heizen sozial gerecht zu gestalten. Laut der Umfrage, die im Auftrag des VKU unter 5000 Bürgern durchgeführt wurde, äußern viele Menschenerhebliche Bedenken, dass die Wärmewende für alle bezahlbar bleibt. „Die Zweifel der Deutschen sind ein Weckruf an die Politik. Die Wärmewende braucht Akzeptanz. Das setzt voraus, dass die Wärmewende für alle machbar ist – auch finanziell. Deswegen brauchen wir Reformen bei der Wärmewende“, betont Ingbert Liebing. Die Bundesregierung sollte die Sorgen mit Blick auf die Bezahlbarkeit ernst nehmen und bei der Wärmewende mehr auf Kosteneffizienz achten, findet der Verbandschef.Der VKU schlägt ein Bündel an Maßnahmen vor, um die Wärmewende sozial verträglicher zu gestalten. Insbesondere fordert der Verband die Politik zu strukturellen Reformen auf, die eine bezahlbare Wärmeversorgung für alle gewährleisten. Zu den Vorschlägen gehören alternative Finanzierungsmodelle, eine breitere Nutzung von Fördermitteln sowie spezifische Entlastungsprogramme für finanzschwache Haushalte. „Es gibt kein Allheilmittel, sondern eine Kombination aus verschiedenen Maßnahmen, um die Wärmewende für alle bezahlbar zu machen“, so Liebing. Der VKU fordert zudem pragmatische Reformen des Heizungsgesetzes und des Kraft-Wärme-Kopplungsgesetzes, die den Ausbau von Fernwärme und hocheffizienten Anlagen vorantreiben sollen.Der WärmeGuide ist ab sofort online verfügbar: www.waermeguide.de.

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