Die Vereinbarungen mit dem Investor sind unterschreiben, die Baugenehmigung für das neue Rechenzentrum ist im Verwaltungsgang. Die Stadt und die Stadtwerke Neu-Isenburg denken aber schon über den Bau hinaus. Sie wollen die Abwärme des geplanten Datacenters für die Versorgung der benachbarten Haushalte und Unternehmen nutzen. Das Vorhaben sei „der Startschuss für die kommunale Wärmeplanung“, teilen Stadt und Investor mit.
Infrastruktur für die Smart City
Ab 2025 will der Immobilienkonzern Goodman auf dem ehemaligen Druckereistandort der „Frankfurter Rundschau“ ein Rechenzentrum mit einer Stromversorgungskapazität von bis zu 100 Megavoltampere (MVA) bauen. „Die Realisierung des Rechenzentrums als Infrastrukturangebot für IT-Dienstleister passt gut in die Digitalisierungs- und Smart-City-Strategie der Stadt. Gleichzeitig wird aber auch die Möglichkeit eröffnet, neue und nachhaltige Wege der Energieversorgung zu beschreiten“, sagt Neu-Isenburgs Bürgermeister Dirk Gene Hagelstein.
Startschuss für die Wärmeplanung
Der Geschäftsführer der Stadtwerke Neu-Isenburg, Kirk Reineke, setzt auf die Abwärme des Rechenzentrums: „Wir werden gemeinsam mit Goodman sowie dem künftigen Betreiber des Rechenzentrums ein Konzept erarbeiten, wie wir die entstehende Abwärme für unsere kommunale Wärmeplanung bestmöglich nutzen können. Dies ist ein wesentlicher Baustein der kommunalen Wärmeplanung, die für Städte und Gemeinden in der Größenordnung von Neu-Isenburg in naher Zukunft eine wichtige Aufgabe sein wird.“
Als Abnehmer der im Rechenzentrum erzeugten Wärme kommen vor allem das benachbarte Neubaugebiet „Neue Welt“ in Frage. Das Quartier entsteht auf einer Konversionsfläche von 115.000 Quadratmetern. Dort möchte die Stadt nach eigener Aussage „alle Potenziale für eine entsprechende Infrastruktur, Digitalisierung, Ressourcenschonung optimal nutzen“. Die Wärme des Rechenzentrums wird voraussichtlich ab 2027 verfügbar sein.
Grüne Fassade und Photovoltaik
Als weitere Beiträge zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele der Stadt plant Goodman die Begrünung der Fassade und den Aufbau einer Photovoltaikanlage auf der Dachfläche. Die Fassadenbegrünung fördere die Biodiversität und verbessere das Mikroklima. Allerdings benötigen Rechenzentren wesentlich größere Kühlleistungen, die üblicherweise durch die Nutzung von Trinkwasser erzeugt werden. In Neu-Isenburg soll stattdessen Luft eingesetzt werden. Auch die benötigte Strommenge geht weit über die selbst erzeugte Solarstrommenge hinaus und soll von Ökostromanbietern bezogen werden.
Gunther Schilling ist Verantwortlicher Redakteur Public Sector mit Schwerpunkt „#stadtvonmorgen“. Dort schreibt er insbesondere über die Themen Digitalisierung und kommunale Unternehmen. Der Diplom-Volkswirt ist seit 1990 als Redakteur in der F.A.Z.-Verlagsgruppe tätig. Das Team von „#stadtvonmorgen“ verstärkt Gunther Schilling seit Januar 2022. Zuvor war er Leitender Redakteur des Außenwirtschaftsmagazins „ExportManager“.