Ein unübersehbares Signal aus dem Ungesehenen

„Eine bunte, fröhliche Stadt voller Menschen, die Neues entdecken und erleben“ – so beschreibt Oberbürgermeister Sven Schulze die Impressionen, die aus Chemnitz am Samstag in die Welt gingen. Die sächsische Stadt trägt 2025 den Titel Kulturhauptstadt Europas. Zur Eröffnungsshow des Kulturhauptstadtjahrs am Samstag kamen nach städtischen Angaben rund 20.000 Besucher in die City. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eröffnete das Programm. „C the unseen“ ist das Motto: Die Stadt Chemnitz und mit ihr die Kulturregion mit 38 weiteren Kommunen wollen Ungesehenes, Verborgenes, Verstecktes sichtbar machen. „Heute schlagen wir eine neue Seite im Geschichtsbuch unserer Stadt auf“, sagt Oberbürgermeister Schulze – einer ostdeutschen Stadt, die viele systemische Umbrüche durchlebt hat.Kulturhauptstadt: neue Perspektiven für Chemnitz C the unseen: das Motto der Kulturhauptstadt Chemnitz. (Quelle: Stadt Chemnitz/Peter Rossner)Immer wieder spiegeln sich diese Umbrüche im Veranstaltungsprogramm wider. Dabei spielt die urbane Transformation – der Wandel der Stadt in der Vergangenheit und in die Zukunft – eine prägende Rolle. Bereits bei der Bewerbung um den Titel der europäischen Kulturhauptstadt habe die Stadtentwicklung im Fokus gestanden, heißt es in einer offiziellen Mitteilung der Stadt: „Es stand fest, dass das Interessante an diesem Titel nicht die Ausrichtung eines europäischen Großevents, sondern das Untersetzen der Stadtentwicklung mit internationaler Vernetzung und Sichtbarkeit ist.“ Chemnitz sieht sich dabei „stellvertretend für viele andere Städte Europas, deren Entwicklungspotenzial von zeitgeschichtlichen Umwälzungen ausgebremst wurde, deren Identität entlang der ideellen Grenze des Eisernen Vorhangs nachhaltig gebrochen wurde und die den Schmerz der Abwanderung und der permanenten Konkurrenz mit einem besseren Anderswo kennen“.Als Kulturhauptstadt wolle sie Wege zum eigenen Stolz und zu einer europäischen Identität auftun. „Dazu gehört, über Kunst und Kultur neue Perspektiven auf die rasante Entwicklung der Nachwendezeit einzunehmen und Chemnitz bis in die europäische Grenzregion hinein neu zu verorten.“ Es gehe um gesellschaftlichen Zusammenhalt mit der Kultur als Brücke. Es gehe darum, eigene Stärken und städtebauliche Schätze zu entdecken. Und es gehe um eine mit der Stadtgesellschaft vorangebrachte Transformation: In die Planungen zum Kulturhauptstadtjahr hat Chemnitz ihre Bürger einbezogen und sie an der Gestaltung des eigenen Lebensraums beteiligt.60 Millionen Euro für die Stadtentwicklung Anlaufpunkt im Kulturhauptstadtjahr: die restaurierte Hartmannfabrik in Chemnitz. (Quelle: Stadt Chemnitz/Peter Rossner)Städtebaulich markant dafür sind die sogenannten Interventionsflächen – urbane Orte, die sich im Zusammenhang mit dem Kulturhauptstadtjahr neu erfinden. „Die Kulturhauptstadt Europas Chemnitz 2025 ist nicht nur ein Veranstaltungsprogramm mit über 1.000 Events, sondern ein einzigartiges Stadtentwicklungsprojekt“, erklärt Baubürgermeister Michael Stötzer. „In 30 Projekten wurden Brachen aufgeräumt, vergessene Ecken wiederentdeckt und lang gehegte Wünsche erfüllt. Damit bringen wir die Kulturhauptstadt in die Nachbarschaften der Chemnitzer und schaffen Orte der Begegnung und des Austauschs.“Es handelt sich um die Gestaltung öffentlicher Plätze als Orte der Begegnung, für Feste und Märkte, um den Umbau historischer und stadtbildprägender Bauten, um die Neubelebung von Leerständen sowie um die Wiederentdeckung der Natur in einzelnen Quartieren für mehr Aufenthaltsqualität und Klimaresilienz. 30 Millionen Euro stehen dafür im Gesamtbudget der Kulturhauptstadt bereit. Darüber hinaus erwartet die Stadt weitere Mittel aus diversen Fachförderprogrammen. Für die Interventionsflächen als „Motor der Stadtentwicklung“ rechnet Chemnitz mit einem „Investitionsvolumen von voraussichtlich mehr als 60 Millionen Euro“.Steinmeier: „ein unübersehbares Signal“ Stadtbildprägend in Chemnitz: der gleichnamige Fluss und historische Industriebauten. (Quelle Stadt Chemnitz/Ernesto Uhlmann)Ein wesentliches Vorhaben dabei ist das Projekt „Stadt am Fluss“, das die blaue und grüne Infrastruktur entlang der Chemnitz und ihrer Zuflüsse stärkt. Zudem wertet die Stadt im Kontext des Kulturhauptstadtjahrs ausgewählte Plätze in ihren Stadtgebieten auf. Dafür stellt sie pro Quartier 325.000 Euro zur Verfügung und setzt auf Partizipation: Lokale Akteure können ihre Ideen für die Mittelverwendung einbringen. Ebenfalls ein wichtiger „Ort des Aufbruchs“ ist das Besuchs- und Informationszentrum des Kulturevents: Der Anlaufpunkt ist in der sogenannten Hartmannfabrik untergebracht. Damit wurde das denkmalgeschützte Fabrikgebäude aus dem 19. Jahrhundert saniert und revitalisiert. Im Mai 2024 wiedereröffnet entsteht hier ein neuer Ort für Kreativität und Innovation in der Stadt, der über das Kulturhauptstadtjahr hinausstrahlen soll.„Wir haben schon vieles sichtbar gemacht, das bislang im Verborgenen lag“, sagt Oberbürgermeister Schulze. Ungesehenes zutage zu fördern, die Neugier auf Überraschungen und darauf, Verstecktes zu entdecken, seien die treibende Kraft des Veranstaltungsjahrs, so Schulze. Es berge „gemeinsame Erlebnisse und nachhaltige Impulse“. Bundespräsident Steinmeier sagt es so: „Für dieses positive Miteinander wird die Kulturhauptstadt Chemnitz ein unübersehbares Signal aussenden. Ein Signal, das wir in Deutschland und in Europa so dringend brauchen.“

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Kulturhauptstadt: neue Perspektiven für Chemnitz

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