Nachhaltige Narren

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Helau! Die Narren sind los! Wenn am Rosenmontag der traditionelle Fasnachtsumzug durch die Innenstadt zieht, ist es für die Karnevalshochburg Mainz ein Höhepunkt der fünften Jahreszeit. Doch für die Stadt ist das närrische Treiben nicht nur ein Publikumsmagnet. Mit ihren großen Müllmengen bedeutet die Großveranstaltung auch eine abfallwirtschaftliche Belastung der Kommune. Um dieser entgegenzuwirken, haben Oberbürgermeister Nino Haase und Hannsgeorg Schönig, Präsident des Mainzer Carneval-Vereins 1838 (MCV), zum Start der laufenden Kampagne im November eine „Vereinbarung für einen nachhaltigeren und müllärmeren Rosenmontagszug“ unterzeichnet.

Stadtrat verknüpft Förderung mit Nachhaltigkeit

Der Vereinbarung war ein Stadtratsbeschluss vorausgegangen, der die finanzielle Förderung des Umzugs durch die Stadt mit dem Streben nach mehr Nachhaltigkeit verknüpft. Aufgrund zunehmender Sicherheitsauflagen verzeichnet der MCV massive Kostensteigerungen bei der Organisation des Umzugs. Damit die für Mainz typische Rosenmontagsveranstaltung weiterhin stattfinden kann und ihre touristische Anziehungskraft erhalten bleibt, gewährt die Stadt den Karnevalisten pro Kampagne im Sinne der „Brauchtumspflege“ rund 200.000 Euro. Den Zuschuss verbindet sie aber mit der Auflage, den närrischen Zug nachhaltiger zu gestalten und das Müllproblem einzudämmen.

Zu den neuen Maßnahmen, die der MCV umsetzen will, gehört unter anderem ein Verzicht auf Plastikkonfetti, das schwer von den Straßen zu entfernen ist. Laut Vereinbarung wirkt der MCV als Veranstalter des Zugs außerdem darauf hin, dass die Zugteilnehmer die Umverpackungen ihres Wurfmaterials nicht auf die Straße werfen, sondern eigenständig entsorgen. Auch hinsichtlich des Wurfmaterials zielt der MCV auf eine höhere Qualität ab. So sollen Schleuderwaren reduziert werden; es soll nur Wurfmaterial zum Einsatz kommen, das vom Publikum auch mitgenommen wird und nicht auf der Straße bleibt. Perspektivisch will der MCV auf nachhaltigeres Wurfmaterial umschwenken, um das Abfallaufkommen zu reduzieren, zum Beispiel auf Erdnüsse in Schalen oder Rosinen in Pappschachten.

Rosenmontagsumzug möglichst nachhaltig

Im Anschluss an die aktuelle Kampagne soll die Umsetzung der Maßnahmen evaluiert werden. In der neuen Vereinbarung mit der Stadt weist der MCV überdies darauf hin, dass er bereits seit Jahren Anstrengungen unternimmt, um den Rosenmontagsumzug möglichst nachhaltig zu gestalten. So verzichtet er auf den Ausschank von Getränken in Plastikbechern und verwendet stattdessen Mehrwegkunststoffbecher. Ebenso ist die Veranstaltungszone glasfrei. Die kultige „Zugente“, die als Motivwagen den Abschluss des Narrenzugs markiert, verfüge außerdem über einen Elektroantrieb, heißt es in der Vereinbarung.

Andreas Erb ist Redakteur im Public Sector des F.A.Z.-Fachverlags. Für die Plattform #stadtvonmorgen berichtet er über urbane Transformationsprozesse, die Stadtgesellschaft und die internationale Perspektive der Stadt. Seit 1998 ist der Kulturwissenschaftler als Journalist und Autor in verschiedenen Funktionen tätig, seit 2017 als Redakteur im F.A.Z.-Fachverlag.