Der Kampf um das E-Auto

Artikel anhören
Artikel zusammenfassen
Teilen auf LinkedIn
Teilen per Mail
URL kopieren
Drucken

Die Zulassungszahlen elektrisch betriebener Pkw in Deutschland gehen zurück und deutsche Hersteller verlieren an Bedeutung. Bundeskanzler Olaf Scholz forderte daher auf einer Betriebsversammlung der Ford-Werke in Köln am vergangenen Dienstag eine europaweite Verkaufsförderung für das E-Auto. Deutsche Autos würden zu einem erheblichen Teil im Ausland gekauft, sagte er. Alternativ brauche man „die Genehmigung von Europa, dass wir die Produktion von Elektrofahrzeugen zur Verkaufsförderung in Deutschland anregen dürfen“. Auch die Ladeinfrastruktur in Europa müsse ausgeweitet werden.

Transformation der Industrie stockt

Für den Umstieg auf emissionsfreie Mobilität ist das E-Auto von entscheidender Bedeutung. Die Transformation der deutschen Autoindustrie zur E-Mobilität läuft jedoch nicht reibungslos. So kämpfen die Hersteller in Deutschland nicht nur mit der geringeren Nachfrage, sondern auch mit hohen Kosten. Die Kaufbereitschaft der Verbraucher wird gleichzeitig durch hohe Preise und den Wegfall der staatlichen Förderung gebremst. Das verzögert nicht nur die Verkehrswende in den Städten, sondern belastet auch die wirtschaftlichen Perspektiven in den Produktionsstandorten der Hersteller.

Emissionsvorgaben geben neue Impulse

Allerdings sieht die Beratungsgesellschaft Ernst & Young (EY) positive Anzeichen für das kommende Jahr. Constantin M. Gall, Managing Partner und Leiter Mobility bei EY für die Region Europe West, erwartet deutlich sinkende Preise. „Viele Hersteller müssen ihren Absatz von Elektroautos deutlich steigern, um Strafzahlungen wegen zu hoher Flottenemissionen zu vermeiden. Das könnte im Lauf des kommenden Jahres zu einer aus Kundensicht positiven Preisentwicklung und höheren Rabatten führen“, sagte Gall im Oktober bei der Vorstellung des EY Mobility Consumer Index 2024.

Zulassungszahlen weiter rückläufig

In Deutschland gingen die Zulassungszahlen batterieelektrischer Fahrzeuge (BEV) nach Angaben des Kraftfahrtbundesamtes im November um 21,8 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat zurück. Mit 35.167 Fahrzeugen lag der E-Auto-Anteil an den Neuzulassungen bei 14,4 Prozent. Insgesamt blieben die Neuzulassungen nahezu auf Vorjahresniveau. Entsprechend stieg der Anteil anderer Antriebsarten wie Benzin-, Diesel- und Hybridmotoren. Der durchschnittliche CO2-Ausstoß stieg im Vergleich zum November 2023 um 3,3 Prozent und betrug 114,8 g/km.

Ausbau der Ladeinfrastruktur kommt voran

Bereits Ende November diskutierte der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BdEW) in einem Deep Dive über die Zukunft der Elektromobilität in Deutschland. Dazu erklärte Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung: „Die Energie- und Ladebranche liefert. Auch dieses Jahr wird ein erneuter Rekord beim Ausbau des Ladeangebots erreicht, aktuell stehen wir bei gut 150.000 Ladepunkten und bei den Ultraschnellladern ab 150 kW bei einem Plus von fast 6.000 Ladepunkten.“ Damit habe die Branche die Ausbauziele sowohl der EU als auch der Bundesregierung mehr als erfüllt.

Gunther Schilling ist Verantwortlicher Redakteur Public Sector mit Schwerpunkt „#stadtvonmorgen“. Dort schreibt er insbesondere über die Themen Digitalisierung und kommunale Unternehmen. Der Diplom-Volkswirt ist seit 1990 als Redakteur in der F.A.Z.-Verlagsgruppe tätig. Das Team von „#stadtvonmorgen“ verstärkt Gunther Schilling seit Januar 2022. Zuvor war er Leitender Redakteur des Außenwirtschaftsmagazins „ExportManager“.