Verkehrsprognose sieht ÖPNV und Radverkehr im Aufwind

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Die Verkehrsleistung im Personenverkehr wächst in Deutschland bis 2040 um 7,9 Prozent gegenüber 2019. Das ist das zusammengefasste Ergebnis der Verkehrsprognose 2040, die Verkehrsminister Volker Wissing vergangene Woche in Berlin vorstellte. Als wesentlichen Treiber der Verkehrsnachfrage sieht die Studie die demografische Entwicklung. Im Gegensatz zur Verkehrsprognose 2030 geht Studienautor Tobias Kluth von einer Zunahme der Bevölkerung auf 83,9 Millionen Einwohner aus. Wissing sieht daher weiteren Investitionsbedarf: „Der Ausbau der Bahn muss weiter mit Volldampf vorangetrieben werden.“ Er spricht sich auch für den Erhalt und Neubau von Straßen aus, da das Auto weiterhin „das Rückgrat der Mobilität in Deutschland“ bleibe.

Umweltverbund gewinnt an Bedeutung

Für die Städte relativiert sich das Bild, da das Auto vor allem im ländlichen Bereich seine zentrale Rolle behält. Dagegen dürfte sich die Zunahme des Öffentlichen Straßenpersonenverkehrs (ÖSPV) und des Fahrradverkehrs stärker in den urbanen Zentren niederschlagen. Der Fahrradverkehr, gemessen in Personenkilometern, soll insgesamt um 31,6 Prozent zunehmen. Für den ÖSPV wird ein Zuwachs um 23,8 Prozent erwartet. Der Fußwegverkehr geht dagegen aufgrund einer zunehmenden Alterung der Verkehrsteilnehmer um 3,9 Prozent zurück.

Auto behält dominierende Rolle

Wesentliche Prämissen der Prognose sind ein Ausbau des Eisenbahnverkehrs durch den Deutschlandtakt, die abnehmende Attraktivität des motorisierten Individualverkehrs durch Kostensteigerungen und ordnungsrechtliche Eingriffe sowie erhebliche Ausbaumaßnahmen für ÖSPV und Fahrradverkehr. Doch die Autoren attestieren dem Auto weiterhin eine dominierende Rolle. „Trotz erheblicher und historisch bisher nie dagewesener Verschiebungen zugunsten des Umweltverbunds bleibt festzuhalten, dass der motorisierte Individualverkehr mit über zwei Dritteln der Verkehrsleistung immer noch das dominierende Verkehrsmittel bleibt“, heißt es in der Studie. Im Jahr 2019 lag der Anteil allerdings bei fast drei Vierteln.

Klimaschutzziele werden verfehlt

Der Beitrag des Verkehrssektors zum Klimaschutz bleibt dabei weit hinter den Zielen zurück. Er stützt sich weitgehend auf die Elektrifizierung des Pkw- und Lkw-Bestandes. So erwartet die Studie bis 2040 eine Abnahme des CO2-Ausstoßes um 78 Prozent gegenüber 2019. Eigentlich sollten die Treibhausgasemissionen im Verkehrssektor in diesem Zeitraum um 88 Prozent sinken. „Damit wird das im Klimaschutzgesetz gesetzte Ziel verfehlt“, stellt die Studie fest.   

Gunther Schilling ist Verantwortlicher Redakteur Public Sector mit Schwerpunkt „#stadtvonmorgen“. Dort schreibt er insbesondere über die Themen Digitalisierung und kommunale Unternehmen. Der Diplom-Volkswirt ist seit 1990 als Redakteur in der F.A.Z.-Verlagsgruppe tätig. Das Team von „#stadtvonmorgen“ verstärkt Gunther Schilling seit Januar 2022. Zuvor war er Leitender Redakteur des Außenwirtschaftsmagazins „ExportManager“.