Parteilosigkeit als Pfund

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Noosha Aubel ist neue Oberbürgermeisterin der brandenburgischen Landeshauptstadt Potsdam. Die parteilose Kandidatin konnte die Stichwahl am vergangenen Sonntag mit knapp 73 Prozent der abgegebenen Stimmen vor dem SPD-Bewerber Severin Fischer gewinnen. Unterstützt wurde Aubel von einem Parteienbündnis aus Grünen, Volt sowie weiteren lokalen Gruppierungen.

Noosha Aubel: Die Stadt als Kümmerer

Im Wahlkampf präsentierte sich Aubel als Kümmerer. „Ich will, dass alle Menschen spüren: Die Stadt kümmert sich.“ Dabei warb sie mit ihrer Verwaltungskompetenz. Unter anderem war sie 2017 bis 2023 Beigeordnete der Landeshauptstadt. In ihrem Wahlprogramm setzte Aubel Inklusion und Chancengleichheit als prägende Themen.

Zu den ersten Aufgaben, die sie angehen will, zählt sie die „Transformation der Verwaltung“, wie sie am Wahlabend sagte. In ihrem Wahlprogramm heißt es: „Die Kommunalverwaltung der Zukunft ist digital, bürgerzentriert, proaktiv und lernfähig“ – im Sinne der örtlichen Lebensqualität, der Demokratie und der Standortattraktivität. Zudem will sie dem Wohnraummangel entgegenwirken. Dabei bringt sie die Idee einer Wohnraumagentur ins Spiel, um Wohnraumpotenziale im Bestand stärker nutzbar zu machen.

SPD: „Desaster“ nach Schubert-Abwahl

Für den Wahlerfolg habe ihre Parteilosigkeit eine „große Rolle“ gespielt, so Aubel in einem Fernsehinterview nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses. Für die bislang das Stadtgeschehen dominierende SPD schreiben Beobachter dem Wahlausgang ein „Desaster“ zu. Nach 35 Jahren an der Stadtspitze muss die Partei den Chefsessel im Rathaus abgeben.

Der Wahl vorausgegangen war im Mai die Abwahl des Amtsinhabers Mike Schubert. An Schubert wurde vor allem Kritik an seinem Führungsstil laut, weshalb es zu einem Bürgerentscheid über seine Abwahl kam.

Andreas Erb ist Redakteur im Public Sector des F.A.Z.-Fachverlags. Für die Plattform #stadtvonmorgen berichtet er über urbane Transformationsprozesse, die Stadtgesellschaft und die internationale Perspektive der Stadt. Seit 1998 ist der Kulturwissenschaftler als Journalist und Autor in verschiedenen Funktionen tätig, seit 2017 als Redakteur im F.A.Z.-Fachverlag.