„Nachhaltigkeit ist der Treiber“

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Urbane Transformation ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Städte und ihre Tochterunternehmen wie Stadtwerke sind dabei als Gestalter vor Ort besonders gefragt. Doch wie läuft die Zusammenarbeit an der Schnittstelle von Stadt und Energieunternehmen? Dazu spricht Mandy Hintzsch, Geschäftsführerin der Stadtwerke Potsdam. Das Interview läuft im Vorfeld der F.A.Z.-Konferenz „Stadt von morgen“, die am 10. und 11. November in Berlin stattfindet. Dabei tritt Hintzsch auf dem Podium zum Thema „Transformation in die Umsetzung bringen: Kooperation statt Silos“ auf. (Programminfos und Anmeldungen hier.)

Technologiewende, Digitalisierung und Kulturentwicklung

#stadtvonmorgen: Welches sind die herausforderndsten Transformationsthemen, vor denen Ihr Unternehmen steht?

Mandy Hintzsch: Diversifizierte Stadtwerke wie wir stehen mitten im technologischen Wandel. Nachhaltigkeit ist in allen unseren Leistungen der Treiber, denn nur so können wir unsere Daseinsvorsorge für die Bürger wirtschaftlich, sozial und ökologisch austarieren. Es zeigt sich, dass die Geschwindigkeit des Umbaus unserer Produkte und Geschäftsmodelle neue Finanzierungsformen braucht, die noch stärker auf Vernetzung und Partnerschaften aufbauen. Unser Fokus der Transformation zeigt sich immer stärker in einer integrierten Kulturentwicklung des gesamten Stadtwerke-Konzerns. Hier fängt die Vernetzung an. Hier werden Energiewende, Mobilitätswende und Technologiewende umgesetzt. Wir steuern die Vernetzung durch transparente gemeinsame Ziele mit klaren Zielableitungen. Schließlich können wir unsere Ziele nur erreichen, wenn alle gemeinsam in klaren Strukturen daran arbeiten und wir Hindernisse nicht nur erkennen, sondern sie gleich durch geeignete Maßnahmen bewältigen. Beispielsweise arbeiten wir an einer weiteren Digitalisierung unserer Prozesse, um Mitarbeitende zu entlasten und ihre Intelligenz wertschöpfend einzusetzen. Der Einsatz von KI in sinnvollen Use-Cases ist ein Baustein. Wir wollen gemeinsam mit unseren Mitarbeitenden entsprechende Prototypen testen und dort einsetzen, wo Entlastung gefordert ist. Im Dreiklang Technologiewende, Digitalisierung und Kulturentwicklung können wir als Stadtwerke Potsdam noch viel erreichen und vor allem unseren Potsdamer Bürgerinnen und Bürgern eine lebenswerte Stadt gestalten.

„Kein Thema kann mehr autark betrachtet werden“

#stadtvonmorgen: Kooperation oder Silos: Wie läuft die Zusammenarbeit mit der Stadtspitze in Bezug auf diese Transformationsthemen? Wer hat welche Rolle?

Mandy Hintzsch: Ganz klar Kooperation! Kein Thema kann mehr autark betrachtet werden. Wie unser Name schon sagt – Stadt-Werke – wir sind Werke, in denen alle Zahnräder zusammenarbeiten. Unsere Stadt lässt sich nur gemeinsam gestalten. Am sichtbarsten ist das an einer Großbaustelle, in der mehrere Medien wie Wasser, Abwasser, Strom, Beleuchtung, Fernwärme und Tramgleise geplant, koordiniert und in Teilen zeitgleich verlegt werden. Auch hier zeigt sich, dass die Prozesse beschleunigt werden müssen, um den notwendigen Infrastrukturausbau sicherzustellen. Das fordert Unternehmen und Stadt gleichermaßen.

#stadtvonmorgen: Gibt es ein konkretes Beispiel, bei dem die Kooperation besonders gut geglückt ist – und was kann man daraus lernen?

Mandy Hintzsch: Das größte Stadtentwicklungsprojekt in Potsdam, das Stadtquartier Krampnitz auf einer Fläche von 140 Hektar im Norden der Stadt, zeigt die erfolgreiche interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen allen beteiligten Entwicklungspartnern. Alle Stadtwerkeunternehmen zeigen hier, was möglich ist und wie wichtig es ist, Probleme transparent zu machen und gemeinsam zu lösen. Hierfür braucht es nicht nur eine gute Zusammenarbeit der beteiligten Unternehmen mit der Landeshauptstadt Potsdam, sondern auch ein klares Ziel der Stadtspitze. Das waren und sind die Grundlagen eines erfolgreichen Projektes und erfolgreicher Stadtentwicklung.

Austausch mit der Stadtpolitik „elementar“

#stadtvonmorgen: Wenn Sie Wünsche an die Stadtspitze formulieren dürften: Welche sind das?

Mandy Hintzsch: An erster Stelle steht für mich immer die vertrauensvolle Zusammenarbeit. Politik ist ein hartes Ringen um viele Themen, die wir in unseren Stadtwerkeunternehmen umsetzen. Da ist ein regelmäßiger Austausch für ein gemeinsames Verständnis elementar. Diesen Austausch pflegen wir. Wir arbeiten gemeinsam an unseren strategischen Schwerpunkten. Ich wünsche mir, dass wir diese Zusammenarbeit stärken und mit klaren politischen Leitplanken die Herausforderungen der kommunalen Daseinsvorsorge in Potsdam meistern.

Info

Die F.A.Z.-Konferenz „Stadt von morgen“ findet am 11. und 12. November in Berlin statt. Sie widmet sich zentralen Fragen der urbanen Transformation. Weitere Infos zum Programm und Anmeldungen gibt es hier.

Andreas Erb ist Redakteur im Public Sector des F.A.Z.-Fachverlags. Für die Plattform #stadtvonmorgen berichtet er über urbane Transformationsprozesse, die Stadtgesellschaft und die internationale Perspektive der Stadt. Seit 1998 ist der Kulturwissenschaftler als Journalist und Autor in verschiedenen Funktionen tätig, seit 2017 als Redakteur im F.A.Z.-Fachverlag.