Vor welchen Zukunftsaufgaben stehen die Städte? „Es gilt, den Transformationsprozess in den Innenstädten und Quartieren, den Klimaschutz und die Mobilität der Zukunft zu gestalten“, sagt Sibylle Keupen. Die Oberbürgermeisterin von Aachen spricht bei der F.A.Z.-Konferenz Stadt von morgen am 20. und 21. November in Berlin. Im Interview mit #stadtvonmorgen beschreibt sie hier die wichtige Rolle von Städten in zukunftsweisenden Transformationsprozessen und, welche Hürden sich ihnen dabei stellen.
„Brauchen tragfähige Finanzierungsprogramme“
#stadtvonmorgen: Frau Keupen, die Städte befinden sich im stetigen Wandel. Welches sind aus Ihrer Sicht die zentralen Zukunftsthemen und Herausforderungen, die sich den Städten stellen?
Sibylle Keupen: Die Herausforderungen sind nach wie vor groß. Es gilt, den Transformationsprozess in den Innenstädten und Quartieren, den Klimaschutz und die Mobilität der Zukunft zu gestalten. Zudem fehlt bezahlbarer Wohnraum, die Digitalisierung und Bildungsgerechtigkeit gehen zu langsam.
#stadtvonmorgen: Welches sind dabei mit Blick auf Ihre Stadt die größten Hindernisse bei der Bewältigung der Zukunftsaufgaben?
Sibylle Keupen: Es fehlen verlässliche Rahmenbedingungen für die kommunalen Anstrengungen, zum Beispiel beim Ausbau zukunftsgerichteter, klimaneutraler Mobilität. Die Beteiligung des Bundes an Investitionskosten ist noch völlig unklar. Ein stabil finanzierter öffentlicher Nahverkehr ist das Ziel. Wir brauchen tragfähige und rechtlich abgesicherte Finanzierungsprogramme.
Mehr Handlungsspielräume für die Kommunen
#stadtvonmorgen: Wo sehen Sie die wichtigen Stellschrauben: Was braucht es, damit Städte diese Herausforderungen erfolgreich meistern können?
Sibylle Keupen: Wir brauchen in den Städten größere Handlungsspielräume. Das gilt zum einen für die finanzielle Unterstützung durch Land und Bund, denn die Aufgaben für unsere Kommunen werden immer mehr. Zum anderen gilt das für die Freiräume bei der Gestaltung der örtlichen Belange. Die Städte wissen am besten, wo der Schuh drückt und wo sie umgehend selbstbestimmt entscheiden sollten.
#stadtvonmorgen: Welche Bedeutung haben die Städte im Zusammenspiel der staatlichen Ebenen hinsichtlich tiefgreifender gesellschaftlicher Transformationsprozesse?
Sibylle Keupen: Städte sind Orte für Menschen. Die Städte gestalten das Lebensumfeld für die Menschen. Die Themen unserer Zeit verlangen von den Kommunen Handlungsfähigkeit und tatkräftiges Handeln. Das können sie nur, wenn die Finanzierung gesichert ist. Zu oft schieben die staatlichen Ebenen wie Land und Bund sich gegenseitig die Verantwortung zu.
Info
Sibylle Keupen spricht bei der F.A.Z.-Konferenz am 20. und 21. November in Berlin. Die Konferenz beleuchtet aktuelle Fragestellungen der urbanen Transformation. Weitere Infos zum Programm und Anmeldungen hier.
Andreas Erb ist Redakteur im Public Sector des F.A.Z.-Fachverlags. Für die Plattform #stadtvonmorgen berichtet er über urbane Transformationsprozesse, die Stadtgesellschaft und die internationale Perspektive der Stadt. Seit 1998 ist der Kulturwissenschaftler als Journalist und Autor in verschiedenen Funktionen tätig, seit 2017 als Redakteur im F.A.Z.-Fachverlag.