Die Pläne der Stadt Frankfurt am Main, im Herzen ihrer City eine Kulturmeile vom Museumsufer zum Bankenviertel zu entwickeln, kommen voran. Dafür haben Stadt, Sparkasse und die Helaba Landesbank Hessen-Thüringen nun einen Grundstücksdeal geschlossen. Der ist entscheidend für die Zukunft der Städtischen Bühnen. Die Städtischen Bühnen gelten als der größte kommunale Theaterbetrieb der Republik. Sie bestehen aus zwei Sparten: der Oper und dem Schauspiel. Beide Sparten suchen perspektivisch nach Abriss ihrer Theaterdoppelanlage neue Standorte, die als wichtige Pfeiler die geplante Kulturmeile in Frankfurt prägen sollen.
Grundstücksdeal für die Städtischen Bühnen
Für die Standortentwicklung hat die Stadt mit der Sparkasse und der Helaba eine Rahmenvereinbarung unterzeichnet. Darin geht es um das Erbbaurecht an dem Sparkassengelände im Bankenviertel. Auf dem Areal soll ein Gebäude errichtet werden, das zukünftig die Schauspielsparte beheimatet. Derweil soll die Oper an der Stelle, wo die bisherige Theaterdoppelanlage abgerissen wird, ein neues Gebäude erhalten. Laut Beschluss der Lokalpolitik ist der Erbbaurechtsvertrag eine der Voraussetzungen für die Umsetzung der sogenannten Kulturmeilelösung für die Städtischen Bühnen.
Die Rahmenvereinbarung sieht vor, das Areal, auf dem sich heute das Haupthaus der Sparkasse befindet, zu teilen. Die Sparkasse stellt der Stadt das rund 5.500 Quadratmeter große Grundstück per Erbbaurecht zur Verfügung. Getrennt vom Schauspielhaus soll hier außerdem ein neuer, bis zu 175 Meter hoher Hochhauskomplex entstehen. Städtebaulich sollen beide Gebäude – das neue Schauspielhaus und der Wolkenkratzer – zueinander in Verbindung stehen und in Anbindung an die denkmalgeschützten Wallanlagen einen frequentierten urbanen Raum schaffen. Der Erbpachtvertrag hat eine Laufzeit von 199 Jahren und umfasst eine einmalige Zahlung der Stadt in Höhe von 210 Millionen Euro.
Die Kulturmeile als urbanes Profilmerkmal
Städtebaulich steht das Vorhaben zum einen im Zusammenhang mit der Profilierung der Kulturmeile. Zum anderen zeige es im Hinblick auf die geplante Verlagerung der Sparkassenzentrale neue „Perspektiven für die Entwicklung des Grundstücks“ auf, erklärt Sparkassenvorstand Ingo Wiedemeier. Die Sparkasse gehört zur Helaba-Gruppe. „Projekte von generationsübergreifender Relevanz wie die Kulturmeile sind uns als Landesbank ein besonderes Anliegen“, ergänzt Helaba-Vorstand Christian Schmid. Das Grundstücksgeschäft bringe den Kulturstandort Frankfurt voran und habe somit eine hohe Relevanz für die Stadtgesellschaft.
Mit der Idee der Kulturmeile will Frankfurt zwei urbane Wesensmerkmale – das Museumsufer und die im Bankenviertel verwurzelte Skyline – stärker miteinander verzahnen. Die Kulturmeile schließt sich dem Museumsufer an und verbindet in Richtung der Hochhauslandschaft des Bankenviertels renommierte Kulturstätten miteinander. Mit ihrer größeren Sichtbarkeit als Ensemble einzelner Kulturinstitutionen will sie das kulturelle Profil der Mainmetropole unterstreichen. Stadtstrategisch geht mit ihr gleichzeitig ein neues Verständnis von Urbanität hinsichtlich der für Frankfurt typischen Hochhauslandschaft einher. Denn die Stadt will das bislang eher monothematisch auf das Finanzwesen konzentrierte Profil vieler Wolkenkratzer aufbrechen und die Erlebnisqualität des dortigen Stadtraums steigern. In diesem Sinn können Begegnungs- und Kulturstätten belebend wirken.
Andreas Erb ist Redakteur im Public Sector des F.A.Z.-Fachverlags. Für die Plattform #stadtvonmorgen berichtet er über urbane Transformationsprozesse, die Stadtgesellschaft und die internationale Perspektive der Stadt. Seit 1998 ist der Kulturwissenschaftler als Journalist und Autor in verschiedenen Funktionen tätig, seit 2017 als Redakteur im F.A.Z.-Fachverlag.