„Keine finanziellen Experimente mit der Zukunft der Stadt für eine umstrittene Gartenschau auf kleinen Flächen mit immens wachsenden Kosten!“ Mit einem leidenschaftlichen Appell warnte eine Bürgerinitiative im Mai 2022 im Vorfeld eines Bürgerentscheids davor, dass Wuppertal die Bundesgartenschau 2031 ausrichtet. Am Ende ging der Bürgerentscheid zwar knapp mit 52 Prozent der Stimmen zugunsten der Buga aus. Doch die Finanzfrage bleibt – nicht nur in Wuppertal. Auch andernorts ist die Organisation von Großveranstaltungen wie Bundesgartenschauen oft aus finanziellen Gründen umstritten. Dabei zeigt eine Anfrage von #stadtvonmorgen an die drei Buga-Städte Koblenz, Heilbronn und Erfurt: Tatsächlich sind Großevents risikobehaftet, und ihr wirtschaftlicher Ausgang lässt sich nicht sicher kalkulieren. Doch die Stadtentwicklung können sie voranbringen.
Buga-Kosten: Ausschläge nach oben und unten
Die drei Beispiele zeigen, wie sehr der wirtschaftliche Erfolg der Bundesgartenschauen von der Gunst des Publikums abhängt und wie diese von teils nicht vorhersehbaren Faktoren bestimmt wird. So schreibt die Bundesgartenschau in Erfurt 2021 ein Minus von 500.000 Euro. Die Stadt führt das Ergebnis vorwiegend auf die „coronabedingten Einschränkungen“ zurück. So gab es während der Pandemie zeitweise Verbote für touristische Übernachtungen oder Begrenzungen der Besucherzahlen. Dies hatte negative Auswirkungen auf das Besucheraufkommen bei der Buga. Immerhin: 2021 kamen 1,515 Millionen Gäste. Allerdings wurde eigentlich mit 1,855 Millionen gerechnet.
Koblenz hingegen verzeichnet einen – ebenfalls nicht kalkulierten – positiven Ausschlag beim Besucheraufkommen. Dort besuchten 2011 die Buga nicht wie anfangs geplant zwei Millionen Gäste, sondern rund 3,6 Millionen. Das führte zu saldierten Mehreinnahmen in Höhe von rund 13 Millionen Euro. Dadurch konnten Stadt und Land ihre Förderanteile um jeweils die Hälfte dieser Summe verringern. Insgesamt betrug der Budgetansatz ursprünglich 102 Millionen Euro, inklusive städtischer Mittel in Höhe von bis zu 28 Millionen Euro. In Heilbronn, wo die Buga 2019 lief, wurde das Gesamtbudget von 131,2 Millionen Euro mit zwei Millionen Euro ebenfalls untertroffen.
Die Bundesgartenschau als Impulsprojekt
Davon unbenommen unterstreichen alle drei Städte die impulsgebende Kraft der Buga. Die Bundesgartenschau sei „ein wichtiger Motor für die Stadtentwicklung“ gewesen, teilt eine Sprecherin der Stadt Heilbronn mit. Mit ihr sei es unter anderem gelungen, eine Bahn- und Gewerbebrache in Citynähe zu beleben sowie im Zusammenhang mit einem Umbau der Straßenführung den Neckar als Erholungs- und Erlebnisraum neu zu erschließen. „Die Buga hat einen dauerhaften und nachhaltigen Beitrag zur Stadtentwicklung geleistet“, so die Stadtsprecherin. Zudem strahle sie noch immer touristische Effekte aus. Das Event sei für die Stadt ein „positives Jahrhundertereignis“.
Eine ähnliche Einschätzung kommt aus Erfurt. Von „Kosten“ will eine Sprecherin der Stadt auf Anfrage im Zusammenhang mit dem Impulsprojekt Buga überhaupt nicht sprechen. „Wir sprechen hier lieber von Investition“, sagt sie. „Und diese beziffern wir mit großzügig geförderten rund 180 Millionen Euro. Wir haben für dieses Geld nachhaltig in unsere Stadtentwicklung investiert. Die Buga an sich ist das eine, aber für die ausrichtenden Städte ist auch dieser Aspekt der Stadtentwicklung, den eine Buga mit sich bringt, von unschätzbarem Wert.“ Zudem habe sich die Gartenschau, was den Tourismus betrifft, „als wirklicher nachhaltiger Katalysator erwiesen“. So verzeichne der egapark als ehemalige Buga-Ausstellungsfläche 2022 rund 575.000 Besucher.
Info
Andreas Erb ist Redakteur im Public Sector des F.A.Z.-Fachverlags. Für die Plattform #stadtvonmorgen berichtet er über urbane Transformationsprozesse, die Stadtgesellschaft und die internationale Perspektive der Stadt. Seit 1998 ist der Kulturwissenschaftler als Journalist und Autor in verschiedenen Funktionen tätig, seit 2017 als Redakteur im F.A.Z.-Fachverlag.

