Einzelhandel in Gefahr: Tübingen mit Unterstützungsfonds für Vermieter

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Um ihre stationären Einzelhändler zu entlasten, legt die Stadt Tübingen ihren Unterstützungsfonds für Vermieter bereits zum zweiten Mal auf. Damit reagiert sie auf die hohen Belastungen, denen die Händler aufgrund des Lockdowns in der Coronakrise ausgesetzt sind.

Einzelhandel in Tübingen: Unterstützungsfonds für Vermieter

OBM Boris Palmer aus Tübingen (Quelle: Stadt Tübingen/Gudrun de Maddalena)
OBM Boris Palmer aus Tübingen (Quelle: Stadt Tübingen/Gudrun de Maddalena)

Der Einzelhandel hat es jetzt besonders schwer“, sagt OBM Boris Palmer. „Die Konkurrenz durch den Onlinehandel, nicht verkaufte Saisonware, das entgangene Weihnachtsgeschäft und die bisher mangelhafte Bundesförderung bringen auch angestammte Geschäfte in Not.“ Daher springt die Stadt ein. Der Unterstützungsfonds richtet sich an Vermieter und soll die Mietzahlungen in den ersten beiden Monaten des Jahres abfedern.

Damit knüpft die Stadt an eine ähnliche Unterstützung im Frühjahr 2020 an. Vermieter von Einzelhandelsflächen in Tübingen, die derzeit wegen der Coronapandemie geschlossen sind, können ihren Mietern mit städtischer Unterstützung einen Teil der Miete erlassen. Dafür stellt die lokale Wirtschaftsförderungsgesellschaft rund 160.000 Euro bereit.

Wirtschaftsförderung stellt 160.000 Euro bereit

Voraussetzung zur Teilnahme an dem Förderprogramm ist, dass die Vermieter ihren Mietern nachweislich einen Mietnachlass gewähren. Zudem müssen die jeweiligen Gewerbeeinheiten dem Einzelhandel zugeordnet und von den behördlich angeordneten Schließungen betroffen sein.

Jeden Euro Mietnachlass pro Quadratmeter bezuschusst die Wirtschaftsförderung mit 70 Cent pro Quadratmeter. Sie übernimmt also 70 Prozent der Miete. Der Zuschuss ist jedoch gedeckelt. Er beträgt maximal zehn Euro pro Quadratmeter, und insgesamt ist er auf 2.000 Euro pro Gewerbeeinheit begrenzt. Der Vermieter muss den Nachlass schriftlich nachweisen, der Mieter muss dies bestätigen.

2020 zogen Vermieter mit 500.000 Euro mit

Bereits 2020 setzte die Stadt Tübingen einen solchen Unterstützungsfonds als wirtschaftsförderndes Instrument in der Coronakrise ein. Im April und Mai 2020 bewilligte die Wirtschaftsförderung über 200 Anträge. Dabei zahlte sie nach Informationen der Stadt mehr als 220.000 Euro an Zuschüssen aus. Dazu gewährten die privaten Vermieter Mietnachlässe in einer Größenordnung von 500.000 Euro, mit denen die Gewerbetreibenden der Stadt entlastet wurden.

Andreas Erb ist Redakteur im Public Sector des F.A.Z.-Fachverlags. Für die Plattform #stadtvonmorgen berichtet er über urbane Transformationsprozesse, die Stadtgesellschaft und die internationale Perspektive der Stadt. Seit 1998 ist der Kulturwissenschaftler als Journalist und Autor in verschiedenen Funktionen tätig, seit 2017 als Redakteur im F.A.Z.-Fachverlag.