Vor mehr als zehn Jahren fand in Koblenz die Bundesgartenschau statt. Von dem Event zehrt die Stadt noch immer. Oberbürgermeister David Langner blickt zurück und erklärt, welche Impulse die Buga 2011 setzte und was davon die Stadt noch heute prägt.
Eine Seilbahn als zukunftsweisendes Verkehrsmittel

#stadtvonmorgen: Welche Rolle spielte die Bundesgartenschau für die Stadtentwicklung?
David Langner: Eine große Rolle. Eine Buga ist eigentlich immer ein Konjunkturprogramm, denn es werden viele Dinge in Angriff genommen, die ohnehin auf dem Programm standen. Wir haben in Koblenz unsere Infrastruktur, die zugegeben in die Jahre gekommen war, wieder auf Vordermann gebracht. Und dadurch angesteckt, sind auch sehr viele private Investitionen ausgelöst worden.
#stadtvonmorgen: Welche städtebaulich markanten Projekte hat die Buga vorangetrieben?
David Langner: Nehmen wir zunächst die Seilbahn von der Koblenzer Altstadt zur Festung Ehrenbreitstein, die eigentlich nur für etwas mehr als die Buga-Zeit vorgesehen war. Sie fand einen riesigen Zuspruch. Deutlich mehr als 100.000 Menschen haben sich für den Erhalt ausgesprochen. Wir konnten, weil die Bahn in einem Welterbegebiet liegt, bereits eine Betriebsverlängerung erreichen. Mittlerweile entwickeln wir einen neuen Stadtteil, und die Seilbahn kann dafür ein Teil des ÖPNV-Angebotes werden – also als zukunftsweisendes und klimafreundliches Verkehrsmittel. Und nicht zu vergessen, dass die Festung Ehrenbreitstein, die im Besitz des Landes ist, eine Vervielfachung der Besucherzahlen erfahren hat. Daher arbeiten wir intensiv an einer Dauergenehmigung.
Buga setzt nachhaltige touristische Akzente
#stadtvonmorgen: Und was bleibt neben der Seilbahn?
David Langner: Ferner haben wir durch die Buga unsere Rhein- und Moselanlagen deutlich aufgewertet und den Pflegeaufwand weiter hoch angesetzt. Unsere Touristenzahlen zeigen uns, dass diese Entscheidungen richtig gewesen sind. Außerdem hat die Buga die Koblenzer verwandelt, so lautete das Buga-Motto. Die Menschen haben sich stark mit der Stadt identifiziert, und das wirkt bis heute nach. Auch die Einwohner nutzen weiterhin die zur Buga geschaffenen Anlagen, und unsere nach der Buga geschaffene Marke „Koblenzer Gartenkultur“ mit vielen verschiedenen Veranstaltungen erfreut sich großer Beliebtheit.
#stadtvonmorgen: Welche Gesamtidee steckte hinter der Veranstaltung?
David Langner: Die Idee, die auch perfekt umgesetzt worden ist, war, in Koblenz dauerhaft mehr Freiraum zu schaffen und ungenutzte Areale zu entwickeln. Dadurch sollte eine große Steigerung der Aufenthaltsqualität erreicht und für die Koblenzer sowie die Touristen das Niveau der Naherholung deutlich angehoben werden.

Wie fällt das Kosten-Nutzen-Verhältnis aus?
#stadtvonmorgen: Wie viel hat das Event gekostet?
David Langner: Das Budget der Bundesgartenschau betrug 102 Millionen Euro. Die Summe teilte sich auf in die großzügige Landesförderung von bis zu 49 Millionen Euro, bis zu 28 Millionen Euro städtischer Mittel und 25 Millionen Euro, die die Buga GmbH zu erwirtschaften hatte. Insbesondere die deutlich höheren Besucherzahlen – geplant waren zwei Millionen Besucher, und es kamen rund 3,6 Millionen – ließen statt der 25 Millionen Euro stolze 40 Millionen Euro in den Kassen klingeln. Bei überschaubaren Mehrausgaben von 2,1 Millionen Euro ergaben sich saldierte Mehreinnahmen in Höhe von rund 13 Millionen Euro, die sich Stadt und Land durch eine Verringerung ihrer Förderanteile teilen konnten.
#stadtvonmorgen: Wie würden Sie das Kosten-Nutzen-Verhältnis beschreiben?
David Langner: Die Buga hat sich für die Stadt, die Region und das Land gelohnt. Es wurden Studien angefertigt, die zum Ergebnis kamen, dass durch das Plus bei Steuereinnahmen die Ausgaben sich nach etwa einem Jahrzehnt amortisiert haben. Wenn wir es gesamtwirtschaftlich betrachten, dürfte der Ertrag sicher noch größer sein. Wie schon erwähnt, hat das Land heute ein Vielfaches der Besucher auf der Festung. Die Tourismuszahlen für Koblenz und die Region haben sich auch nach Corona wieder auf einem Niveau eingependelt, das das Buga-Zeit übertrifft.
Koblenz 2029 abermals Teil der Buga
#stadtvonmorgen: Sind alle Erwartungen erfüllt? Oder gibt es unerfüllte Erwartungen?
David Langner: Für uns in Koblenz hat die Buga die Erwartungen deutlich übererfüllt. Wir haben eine sagenhafte Buga mit einer riesigen Besucherzahl erlebt. Wir haben das Buga-Gefühl bis in die Jetztzeit transportiert. Und wir freuen uns, dass wir Teil der nächsten Buga im Jahr 2029 sind, wenn sie im Oberen Mittelrheintal stattfindet.
Andreas Erb ist Redakteur im Public Sector des F.A.Z.-Fachverlags. Für die Plattform #stadtvonmorgen berichtet er über urbane Transformationsprozesse, die Stadtgesellschaft und die internationale Perspektive der Stadt. Seit 1998 ist der Kulturwissenschaftler als Journalist und Autor in verschiedenen Funktionen tätig, seit 2017 als Redakteur im F.A.Z.-Fachverlag.

