Im Zusammenhang mit der Insolvenz des Immobilien- und Handelskonzerns Signa Holding plädiert Helmut Dedy, der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetags, für eine Änderung des Insolvenzrechts im Sinne der Stadtentwicklung. „Perspektivisch sollte das Insolvenzrecht so geändert werden, dass die Städte potenziell Zugriff auf zentrale Immobilien bei Insolvenzen bekommen“, sagt er in einem Statement auf der Webseite des Verbands. „Dafür müssen Eigentümerstrukturen transparent sein.“ Die Städte fürchten, dass mit der Signa-Insolvenz auch die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof in neue Turbulenzen geraten könnte. Galeria Karstadt Kaufhof ist Teil des verzweigten Konzerns.
Signa-Fall weckt Erinnerungen an Galeria-Insolvenz
Von einer Änderung des Insolvenzrechts erhoffen sich die Städte in Insolvenzfällen einen stärkeren Einfluss auf die Entwicklung städtebaulich markanter Gebäude. Dies gilt insbesondere für exponierte Objekte wie große Warenhäuser, die für viele Zentren Anziehungspunkte und Frequenzbringer sind. Als die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof vor einem Jahr in eine Insolvenz geriet, waren von den Filialschließungen zahlreiche Innenstädte betroffen. Diese Städte stehen nun vor Transformationsaufgaben und vor der Herausforderung, langanhaltende Leerstände im Sinne der Attraktivität ihres Zentrums möglichst zu verhindern.
„Noch ist nicht klar, ob und welche Auswirkungen die Insolvenz der Signa Holding auf die Galeria-Standorte haben wird“, betont Dedy. Es gebe „noch keinen Grund für Alarm“. Dennoch: „Gerade die Filialen in zentralen Lagen haben eine Schlüsselfunktion für unsere Innenstädte. Wichtig ist jetzt, möglichst schnell in den Austausch mit der Signa-Gruppe zu kommen, um bald Klarheit zu schaffen.“ Sollte sich die Insolvenz des Konzerns auf die Warenhäuser durchschlagen, „müssen die betroffenen Städte aktiv in die Gespräche zwischen Gläubigern, Eigentümern, Anteilseignern und Insolvenzverwaltern einbezogen werden“, fordert Dedy.
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Andreas Erb ist Redakteur im Public Sector des F.A.Z.-Fachverlags. Für die Plattform #stadtvonmorgen berichtet er über urbane Transformationsprozesse, die Stadtgesellschaft und die internationale Perspektive der Stadt. Seit 1998 ist der Kulturwissenschaftler als Journalist und Autor in verschiedenen Funktionen tätig, seit 2017 als Redakteur im F.A.Z.-Fachverlag.

