Hannover und Bahn mit Smart-City-Partnerschaft

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Die niedersächsische Landeshauptstadt Hannover und die Deutsche Bahn starten eine sogenannte Smart-City-Partnerschaft. In diesem Zusammenhang entwickeln beide Partner das Umfeld der Bahnhöfe in der Region Hannover. Das Vorhaben lotet die Schnittmenge von Bahnhöfen, urbaner Mobilität, modernen Verkehrs- und Logistiklösungen, Digitalisierung, Klimaschutz und Städtebau aus. Für die Nutzer des Schienenverkehrs sollen neue Service-Angebote entstehen. Nach Hamburg und Köln ist Hannover die dritte Stadt, die eine solche Zusammenarbeit mit der Bahn besiegelt.

Integration des Bahnhofs in den Stadtverkehr

Dafür unterzeichneten Oberbürgermeister Belit Onay und Bahnvorstand Bernd Koch vor wenigen Tagen ein Memorandum of Understanding. Das zielt laut Presseinformation darauf ab, die Funktion Hannovers als Mobilitätsdrehscheibe zu stärken und gleichzeitig aus den Bahnhöfen als Entwicklungskernen heraus den Klimaschutz und die Mobilitätswende in der Stadt voranzubringen. Der Hauptbahnhof Hannovers gilt mit täglich rund 260.000 Reisenden und 750 Zügen als einer der meistfrequentierten Bahnhöfe der Republik. Städtebaulich wollen Stadt und Bahn dessen Vorplatz aufwerten.

Laut Memorandum sollen im Sinne des Stadtverkehrs unterschiedliche Mobilitätsformen des Umweltverbunds mit dem Schienenverkehr stärker vernetzt werden. Etwa bündeln sogenannte Mobility Hubs Sharingangebote für Elektroscooter oder -roller am Bahnhof. Dies soll die bequeme An- oder Weiterfahrt erleichtern. In diesem Sinn sollen auch zusätzliche Fahrradstellplätze an wichtigen Pendlerbahnhöfen entstehen. Hinzu kommen Fahrradreparatursäulen – mit Werkzeug und Luftpumpe für kleinere Reparaturen.

Standort für Packstationen und Mikrodepots

Rund 20 Bahnhöfe in der Region Hannover sollen überdies zu Standorten für DHL Packstationen werden. Die Packstationen sind ein Schließfachsystem, das die kontaktlose und nicht an die Öffnungszeiten eines Paketshops gebundene Abholung von Lieferungen ermöglicht. Der Empfänger holt seine Ware mithilfe eines Zugangscodes aus dem Schließfach ab.

Gleichsam untermauert die Einrichtung von Mikrodepots die für die Stadtlogistik zentrale Funktion der Bahnhöfe. In den Mikrodepots schlagen Logistikunternehmen ihre Lieferungen für die Zustellung in Citylagen auf emissionsarme Fahrzeuge, etwa Lastenräder, um. Dies soll den Stadtverkehr entlasten und Emissionen bei der Zustellung auf der „letzten Meile“ reduzieren. Darauf zielt das Memorandum of Understanding ebenfalls ab. Mit einer Skalierung solcher Projekte sollten diese Ansätze auch auf andere Städte anwendbar werden, teilt eine Bahnsprecherin auf Nachfrage mit. Gemeinsam mit den Städten wolle man „optimale Flächen“ dafür finden.

Onay: „Weg zur Smart City funktioniert nur gemeinsam“

Städtebaulich adressiert das Memorandum die Gestaltung des Bahnhofsumfelds. Dazu gehören nicht nur ein attraktives Stadtbild und eine hohe Aufenthaltsqualität, etwa durch die Installation von Blumenkästen und Sitzgelegenheiten, sondern auch Lichtinstallationen und Open-Air-Events auf dem Platz am Hauptbahnhof. Der Hauptbahnhof sei ein urbaner Lebensraum, Treffpunkt, Marktplatz und Tor zur City. Diese Funktion wolle man ausbauen. „Unser Ziel ist es, Bahnhöfe attraktiver zu machen, um so mehr Reisende von der umweltfreundlichen Schiene zu überzeugen“, erklärt Koch.

„Der Weg hin zu einer Smart City mit den Zielen einer klimagerechten, digitalisierten und an den Interessen der Einwohnern ausgerichteten Stadtentwicklung funktioniert nur gemeinsam mit weiteren Akteuren“, sagt Onay. Städte stünden vor tiefgreifenden Transformationsaufgaben. Von der Kooperation mit der Bahn erhofft er sich „bei den Herausforderungen der Mobilitätswende, der Digitalisierung und der Aufwertung der Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum einen enormen Schub“.

a.erb@stadtvonmorgen.de

Andreas Erb ist Redakteur im Public Sector des F.A.Z.-Fachverlags. Für die Plattform #stadtvonmorgen berichtet er über urbane Transformationsprozesse, die Stadtgesellschaft und die internationale Perspektive der Stadt. Seit 1998 ist der Kulturwissenschaftler als Journalist und Autor in verschiedenen Funktionen tätig, seit 2017 als Redakteur im F.A.Z.-Fachverlag.