Drückende Hitze in Städten, bedrohlicher Starkregen und zerstörerisches Hochwasser: Die Klimafolgenanpassung gewinnt in Städten an Relevanz. Angesichts akuter Bedrohungslagen dürfe sie in der kommunalen Klimaarbeit den Klimaschutz aber nicht überlagern. Darauf weist Nadia Rinawi-Molnar hin. „Beide Themen – Klimafolgeanpassung und Klimaschutz – müssen gleichwertig und gleichzeitig angegangen werden“, unterstreicht Rinawi-Molnar, die bei der Kommunalen Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement (KGSt) Ansprechpartnerin für die Themen Klimaschutz, Klimafolgenanpassungen und Nachhaltigkeit ist. Dabei sei es für Kommunen wichtig, die örtliche Gemeinschaft, insbesondere auch die Wirtschaft, in ihre Klimaarbeit einzubinden.
Klimaanpassung und Klimaschutz in der Klimaarbeit
Die Klimafolgenanpassung rücke wohl deshalb in den Vordergrund, weil in jüngster Zeit Unwetterkatastrophen wie die Überschwemmung im Ahrtal die diesbezügliche Handlungsnotwendigkeit den Menschen konkret vor Augen führten. Die Themen Hitze und Starkregen gewännen in der öffentlichen Debatte auch deswegen zunehmend Raum, weil durch sie „Leben, Eigentum und Infrastruktur unmittelbar gefährdet ist“, erklärt Rinawi-Molnar. Dies vermittele eine hohe Dringlichkeit zur Prävention.
Doch während Maßnahmen der Klimafolgenanpassung insbesondere in einer kurzfristigen Perspektive die bereits eintretenden Folgen des Klimawandels abmilderten, wirke der Klimaschutz in einer langfristigen Perspektive dem Klimawandel entgegen. Genauso dringlich wie die Klimaanpassung seien der Klimaschutz und das Streben nach Klimaneutralität. Beide – Klimafolgenanpassung und Klimaschutz – hingen untrennbar miteinander zusammen.
Die Stadtgesellschaft in die Klimastrategie einbinden
Im Bereich der Klimafolgenanpassung stünden derzeit insbesondere die Themen Hitze und Starkregen im Fokus. Aufgrund aktueller Betroffenheiten bestehe dafür eine besondere Sensibilität. Doch könnten zukünftig mit dem Fortschreiten des Klimawandels weitere Aspekte hinzukommen, meint Rinawi-Molnar. Etwa könnte Dürre als Herausforderung für Kommunen und die regionale Wasserwirtschaft an Bedeutung gewinnen.
Insgesamt wachse die Relevanz von Klimaresilienz für Kommunen. Um sich erfolgreich gegen die Auswirkungen des Klimawandels zu wappnen, bedürfe es aber einer gemeinsamen Anstrengung der gesamten Stadtgesellschaft. Kommunen könnten dafür Vorbild und Impulsgeber sein sowie entsprechende Plattformen schaffen. „Sowohl bei den Themen Starkregenvorsorge und Hitzeschutz als auch bei der Klimaarbeit allgemein gilt es, alle Akteure der lokalen Gemeinschaft einzubinden“, unterstreicht Rinawi-Molnar.
Einbezug der Wirtschaft als Stellschraube der Klimaarbeit
Etwa ließe sich der Stadtumbau mit der notwendigen grünen und blauen Infrastruktur nur bewerkstelligen, wenn ihn das Gro der Akteure – darunter Immobilieneigentümer, Bürger oder die Wirtschaft – unterstütze. Zudem gelte es, bereits bestehende isolierte Maßnahmen und Initiativen für den Klimaschutz und die Klimaanpassung zusammenzubringen, dadurch Synergieeffekte zu heben und deren Wirkkraft zu steigern. So berge die Klimaarbeit für die Stadtpolitik die Chance, die Stadtgesellschaft im Zeichen eines gemeinsamen Ziels zu aktivieren.
Dabei unterstreicht Rinawi-Molnar insbesondere die Wichtigkeit des Einbezugs der Wirtschaft in die kommunale Klimaarbeit. Oft sei das Handeln mittlerer und großer Unternehmen eine wichtige Stellschraube im Zusammenhang mit dem lokalen Klimaschutz. Schließlich hätten Kommunen und Unternehmen das gemeinsame Interesse, die Lebensgrundlagen als Basis des Wirtschaftens vor Ort zu sichern. Auch in Sachen Klimafolgenanpassung seien die Resilienz und die Krisenfestigkeit einer Stadt ein nicht zu unterschätzender Standortfaktor, der die Attraktivität des Lebensumfelds bedinge.
Info
Andreas Erb ist Redakteur im Public Sector des F.A.Z.-Fachverlags. Für die Plattform #stadtvonmorgen berichtet er über urbane Transformationsprozesse, die Stadtgesellschaft und die internationale Perspektive der Stadt. Seit 1998 ist der Kulturwissenschaftler als Journalist und Autor in verschiedenen Funktionen tätig, seit 2017 als Redakteur im F.A.Z.-Fachverlag.