Eine Symbiose von Stadt und Natur

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„Die Bundesgartenschau zeigt, wie sich Stadt und Natur verbinden lassen und gibt interessante Ausblicke auf die Zukunft unserer Städte. Somit ist sie auch eine Chance für den Klimaschutz und die Stadtentwicklung in Mannheim.“ Das sagte der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann, als er Anfang April gemeinsam mit Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die diesjährige Buga eröffnete. Die Veranstaltung steht aber nicht nur für die Transformation eines urbanen Areals und für den Bruch mit der Idee einer autogerechten Stadt zugunsten grüner und blauer Infrastrukturen. Darüber hinaus ist sie für die Stadt auch ein hochkarätiges Marketingevent.

Stadtmarketingtag: „Von Grau zu Wow“

Einen passenderen Veranstaltungsort hätte die Bundesvereinigung City- und Stadtmarketing Deutschland (bcsd) für ihren diesjährigen Stadtmarketingtag also nicht wählen können. Bis morgen läuft der Kongress in Mannheim unter dem Titel „Von Grau zu Wow – über die Veränderung von Stadt, Natur und Mensch“. Heute fand der offizielle Auftakt im Veranstaltungszentrum Rosengarten statt. Die Verbandstagung lotet im Zeichen des Stadtmarketings die Frage nach Nachhaltigkeit und Klimaresilienz in der Stadtgestaltung aus.

Stadtentwicklungskonzepte, die die Stadt ausschließlich mit Konsum, Produktivität, Verkehr und Wohnen in Verbindung brächten, seien überholt, sagt bcsd-Bundesvorsitzende Bernadette Spinnen. Für die Attraktivität von Städten – und damit letztendlich auch als Grundlage des Stadtmarketings – sei eine auf den Menschen zentrierte Stadtentwicklung entscheidend. Dazu gehöre, den bebauten Raum im Einklang und gleichberechtigt mit der Natur zu entwickeln. Straßen, Gebäude und zivilisatorische Errungenschaften dürften die Landschaften nicht dominieren. Stattdessen müsse es darum gehen, eine Symbiose mit natürlichen Lebensräumen herzustellen. Dies sei nicht zuletzt eine Frage der Klimaresilienz und der Lebensqualität von Städten.

Klimaarbeit und ihre Bezüge zum Stadtmarketing

Als Beispiel für eine „radikale“ Abgrenzung zwischen Stadt und Natur nennt Spinnen den Central Park in New York: Der Park sei wie eine strikt abgegrenzte Grünzone in den hochverdichteten und engbebauten urbanen Raum des Stadtteils Manhattan eingebettet. Demgegenüber gelte es, beide Sphären – die kulturelle und die natürliche – städtebaulich miteinander zu verbinden.

Dabei spiele die kommunale Klimaarbeit auch im Stadtmarketing und im Citymanagement eine wesentliche Rolle, unterstreicht die Mannheimer Bürgermeisterin Diana Pretzell. Am Beispiel der Mannheimer Klimaarbeit skizziert sie deren Bezüge zum Stadtmarketing. So veranstalte Mannheim nicht nur „die nachhaltigste Bundesgartenschau, die es jemals gab“, sondern entwickele sich auch abseits des Events unter Einbezug der Stadtgesellschaft nachhaltig. Dies tue man nicht nur im Sinne der eigenen Bürger, sondern auch der Gäste der Stadt.

Wie die Schwammstadt das Stadtmarketing flankiert

Exemplarisch verweist Pretzell auf Maßnahmen, mit denen sich Mannheim zur Schwammstadt transformieren will. Damit betreibe man unter anderem Hitzevorsorge, erhöhe aber gleichzeitig die Aufenthaltsqualität im urbanen Raum. Laut Deutschen Wetterdienst war Mannheim im vergangenen Jahr die heißeste Großstadt Deutschlands. Also ziele man darauf ab, das lokale Mikroklima zu steuern und verträglicher zu gestalten. Zu den Maßnahmen gehören laut Pretzell öffentliche Trinkwasserspender, Wasserspiele und -brunnen, die Begrünung von Straßenbahnmasten mit Kletter- und Rangpflanzen oder die Bepflanzung von Straßenbahntrassen mit Wasser speichernden Moosen.

All dies trage nicht nur zur urbanen Klimaresilienz bei, sondern sichere auch die innerstädtische Attraktivität und diene damit letztlich dem Stadtmarketing. Dass Besucher der Stadt derartige Anstrengungen zu schätzen wissen, zeige eine Umfrage zum Programm der Mannheimer Buga, im dem sich Nachhaltigkeitsthemen an vielen Stellen wiederfinden. Laut Umfrage zähle Nachhaltigkeit für die Veranstaltungsbesucher zu den am positivsten bewerteten Aspekten des Events, so Pretzell beim Stadtmarketingtag.

a.erb@stadtvonmorgen.de

Andreas Erb ist Redakteur im Public Sector des F.A.Z.-Fachverlags. Für die Plattform #stadtvonmorgen berichtet er über urbane Transformationsprozesse, die Stadtgesellschaft und die internationale Perspektive der Stadt. Seit 1998 ist der Kulturwissenschaftler als Journalist und Autor in verschiedenen Funktionen tätig, seit 2017 als Redakteur im F.A.Z.-Fachverlag.