Die Stadt Wittenberge ist Standort der neuen Kleinstadtakademie. Die Akademie will den Anliegen kleinerer Städte mehr Gehör verschaffen.

Die neue Kleinstadtakademie kommt nach Wittenberge. Das Bundesbauministerium hatte dafür einen Standortwettbewerb ausgerufen. Die Auswahl fiel auf die brandenburgische Stadt. Das Ministerium fördert den Aufbau der Kleinstadtakademie mit zwei Millionen Euro in diesem Jahr – perspektivisch auch in den Folgejahren. Heute informierten Bundesbauministerin Klara Geywitz, der Wittenberger Bauamtsleiter Martin Hahn, der Präsident des Städte- und Gemeindebundes (DStGB) Uwe Brandl sowie der Hauptgeschäftsführer des Verbands Andre Berghegger in den Räumen des DStGB in Berlin über die Standortauswahl.

Die Anliegen der Kleinstädte sichtbar machen

Geben den Standort der Kleinstadtakademie bekannt: Uwe Brandl, Martin Hahn, Klara Geywitz, Andre Berghegger (v.l.) (Quelle: Stadt Wittenberge/Hanning Schacht)

Geben den Standort der Kleinstadtakademie bekannt: Uwe Brandl, Martin Hahn, Klara Geywitz, Andre Berghegger (v.l.) (Quelle: Stadt Wittenberge/Hanning Schacht)

Die Idee für die Kleinstadtakademie entspringt einem vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) betreuten und aus einem Forschungsprojekt hervorgegangenen Netzwerk deutscher Kleinstädte. Sie zielt darauf auf, deren besondere Anliegen zu bündeln, sichtbar zu machen und einen Austausch darüber in Gang zu setzen.

Die Standortwettbewerb richtete sich an über 2.100 Kommunen, die sich bis Juni 2023 bewerben konnten. Daran nahmen 44 Kleinstädte teil. Fünf kamen in die Endauswahl – neben Wittenberge waren dies Herzberg, Schlüchtern, Münnerstadt und Zwönitz. Die Auswahl der Gewinnerstadt traf eine Jury, in der unter anderem Vertreter des DStGB, des Deutschen Städtetags, aus der Wissenschaft sowie von Bund und Ländern saßen.

Die Stimme der Kleinstädte

Die Kleinstadtakademie soll zum einen zu den urbanen Herausforderungen kleinerer Städte forschen und zum anderen dafür Lösungsansätze aufzeigen und verbreiten. Die Stadt Wittenberge hat ein Konzept vorgelegt, wie sie die Kleinstadtakademie organisatorisch umsetzen, inhaltlich mit Leben füllen und räumlich vor Ort verankern will. Demnach sei der Erfahrungsaustausch zukünftig „eine der Hauptaufgaben der Kleinstadtakademie“, so Hahn. Dafür will Wittenberge gezielt andere aktive Kleinstädte in die Ausprägung der Akademie einbeziehen und eine kommunale Arbeitsgemeinschaft gründen.

Daneben sieht Hahn den Transfer von Fachwissen in die Breite und die Unterstützung von Kommunen bei ihren Zukunftsthemen als wichtige Aufgaben der neuen Kleinstadtakademie an. In diesem Zusammenhang nennt er etwa die Daseinsvorsorge insbesondere im medizinischen Bereich, die Klimaanpassung, die Energiewende und die Mobilität. Es gehe um große gesellschaftliche Transformationsvorhaben, bei denen im ländlichen Raum und in den Kleinstädten vieles anders funktioniere und dort auch anders diskutiert werde als in den Metropolen. Diesen Diskussionspolen wolle man sich widmen und sie in der öffentlichen Debatte stärker positionieren.

Blick auf Wittenberge (Quelle: Stadt Wittenberge/Anja Möller/prignitzliebe)

Blick auf Wittenberge (Quelle: Stadt Wittenberge/Anja Möller/prignitzliebe)

Wittenberge als Standort der Kleinstadtakademie

Aus kommunaler Sicht agiere die Politik oft zu „stadt- und zentrallastig“, meint dazu Brandl. „Kleinstädte stehen pars pro toto für die Vielfalt der kommunalen Ebene.“ Die Kleinstadtakademie und die damit verbundene Hinwendung zu den Anliegen kleinerer Kommunen könne einen Beitrag zur „Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse“ im Land leisten.

Für die rund 20.000 Einwohner große Stadt Wittenberge habe unter anderem gesprochen, dass sie eine „sehr urbane Kleinstadt mit industriellem Kern“ sei, so Geywitz. Mit eigenem ICE-Halt ist Wittenberge infrastrukturell gut angebunden. Dass die Kleinstadtakademie im historischen Bahnhofsgebäude (Foto oben) beheimatet sein soll, spricht ebenfalls für den Standort. Es wird derzeit renoviert und bietet Kapazitäten für Tagungen und Veranstaltungen. Darüber hinaus sei Wittenberge ein „Abbild der Herausforderungen für die kommunale Ebene schlechthin“, meint Brandl. Hier spielten sich gravierende Prozesse der Konversion und der Umstrukturierung ab.

Von der Kleinstadtakademie und ihrer bundesweiten Relevanz erhoffe man sich positive Effekte auf die eigene regionale Entwicklung, ergänzt Hahn. Derzeit gehe es vor allem um die strukturelle Aufbauarbeit und die Konstituierung der Gremien; im nächsten Jahr beginne dann die inhaltliche Arbeit der Kleinstadtakademie.

a.erb@stadtvonmorgen.de

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