Die Stadt Hanau legt Nutzungsideen für das leerstehende Kaufhof-Gebäude vor. Doch aufgrund der Signa-Insolvenz stockt der Hauskauf.

Die Anstrengungen der Stadt Hanau, das leerstehende Kaufhof-Warenhaus in der Innenstadt zu kaufen und daraus einen neuen Frequenzbringer für die City zu machen, konkretisieren sich. Vor wenigen Tagen stellte Oberbürgermeister Claus Kaminsky die diesbezüglichen Pläne vor. Damit ist Hanau unter den rund 50 Städten, deren Galeria-Filialen Anfang 2023 aufgrund der Insolvenz des Unternehmens auf einer Streichliste standen, am weitesten fortgeschritten, was die Nachnutzung des leerstehenden Kaufhauses betrifft. Gleichwohl zeigt sich am Beispiel der hessischen Stadt aber auch, wie die aktuelle Insolvenz des Immobilien- und Handelskonzerns Signa, zu der Galeria gehört, ebenfalls auf die Städte durchschlägt. Denn deswegen verzögert sich in Hanau der Kauf des Hauses.

Signa-Insolvenz: Schlüsselübergabe verzögert sich

Eigentlich sollte die Schlüsselübergabe am 1. Februar vonstattengehen. Nach Informationen der Stadt liegt der Preis für die Kaufhof-Immobile mit einer Grundfläche von rund 16.000 Quadratmetern bei 25 Millionen Euro. Zudem kalkuliert die Kommune mit Umbaukosten in der Größenordnung von 40 Millionen Euro. Die Kaufvoraussetzung ist eine „besenreine“ Übergabe des Gebäudes. Aufgrund der Signa-Insolvenz konnte Galeria allerdings die Räumung nicht vollziehen. Die obliegt nun dem Eigentümer, einem US-Fonds. Daher kommt es voraussichtlich erst Mitte März zur Schlüsselübergabe.

Derweil plant die Stadt nicht nur die Sanierung und arbeitet am Konzept für die zukünftige Funktion des Gebäudes, sondern legt auch ein umfangreiches Programm für Zwischennutzungen vor. Im Idealfall und nach jetzigem Planungsstand laufen Zwischennutzungen und Kernsanierung parallel, sodass es nicht zu einer längerfristigen baustellenbedingten Schließung des Hauses kommt. Dabei begreift die Stadt die Zwischennutzungen während des Umbaus auch als Experiment, um innovative Raumkonzepte für die Innenstadt auszuprobieren.

Ideen für Kaufhof: Agora und Bildungsetage

Claus Kaminsky (zweiter von links) bei der Präsentation der Kaufhof-Ideen (Quelle: Stadt Hanau/Moritz Göbel)

Claus Kaminsky (zweiter von links) bei der Präsentation der Kaufhof-Ideen (Quelle: Stadt Hanau/Moritz Göbel)

Als eine der ersten Maßnahmen möchte sie das Gebäude attraktiv inszenieren, um an der markanten Stelle in der City dem Eindruck eines Leerstands vorzubeugen. Ab Herbst soll dann ins Erdgeschoß eine Zwischennutzung mit dem Fokus auf kleinformatigen Einzelhandel, etwa temporäre Popup-Läden, einziehen. Die Idee ist eine sich dynamisch verändernde Popup-Messe in Verbindung mit einer Agora, also einer Markthalle, die auch Raum für Bühnenveranstaltungen und gesellschaftliche Anlässe bietet. Geht es nach den Plänen der Stadt, zieht nach einer parallel zu dieser Zwischennutzung laufenden Sanierung ins erste Obergeschoß eine „Bildungsetage“ ein. Thematische Schwerpunkte liegen dabei auf Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Dafür laufen Gespräche mit der Kathinka-Platzhoff-Stiftung und weiteren lokalen Bildungsakteuren.

Für das zweite Obergeschoß sind die Nutzungsideen noch offen. Ein Ansatz zielt auf die Bereiche Gesundheit, Wellness und Fitness sowie Räume für das aufgrund der anstehenden Auskreisung Hanaus neu zu schaffende städtische Gesundheitsamt ab. Das dritte Obergeschoß, ein ehemaliger Verwaltungstrakt, soll mit Büroräumen belegt werden. Das städtische Veranstaltungsbüro, die kommunale Marketing GmbH und die Bauprojekt GmbH könnten darin ihre neue Heimat finden und gleichzeitig als eine Art Centermanagement fungieren.

Innovatives Konzept für Jugend und Freizeit

Einstimmig: Im Oktober 2023 votierte das Hanauer Lokalparlament für den Kaufhof-Kauf. (Quelle: Stadt Hanau/Moritz Göbel)

Einstimmig: Im Oktober 2023 votierte das Hanauer Lokalparlament für den Kaufhof-Kauf. (Quelle: Stadt Hanau/Moritz Göbel)

Dabei könnte sich im Untergeschoß ein besonderes Profilmerkmal für das Gebäude entwickeln. Im Sinne einer mindestens zweijährigen Zwischennutzung entstehen hier Angebote für Jugendkultur, Freizeit und Sport. Das Konzept reicht von einer Kletterhalle über einen Indoorspielplatz bis hin zu Skaten, Fußball und Nachtleben. Die Zwischennutzung sei eine Gelegenheit, die privatwirtschaftliche Tragfähigkeit eines solchen Angebots zu testen, erklärt Daniel Freimuth, Geschäftsführer der Hanau Marketing GmbH gegenüber #stadtvonmorgen. Alternativ stehen für das Untergeschoß als Nutzungsoptionen die Erweiterung einer Tiefgarage und die Ansiedlung eines Supermarkts in Rede. Ab 2025 und nach ersten Erfahrungswerten sei mit Grundsatzentscheidungen über die Langfristigkeit solcher Zwischennutzungsprojekte zu rechnen, schätzt Freimuth.

Grundsätzlich wolle man das Gebäude im Zentrum der City im „Konzert der unterschiedlichen Orte“ profilieren. Freimuth weist exemplarisch auf das aus der Stadtbibliothek gewachsene Kulturforum Hanau oder das geplante Zentrum für Demokratie und Vielfalt hin. Die Idee sei, mit profilstarken und hochfrequentierten Orten die Attraktivität der Innenstadt dauerhaft zu sichern. Dazu solle auch das Kaufhof-Gebäude beitragen – unter dem Motto: „Kaufhof geht. Stadt kommt.“

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