Hamburg will autonom fahrende und elektrisch angetriebene Abruf-Shuttles im ÖPNV einsetzen. Das „Ridepooling“-Pilotprojekt läuft jetzt an.

Die Stadt Hamburg arbeitet daran, ihren öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) um autonom fahrende Shuttles zu ergänzen. Nach Plänen der Stadt könnten demnach bis 2030 rund 10.000 solcher elektrisch angetriebenen Fahrzeuge im Stadtgebiet unterwegs sein. Hamburg ist die erste deutsche Stadt, die dafür ein „Autonomes Ridepooling“ entwickelt: Fahrgäste sollen per App die autonomen Shuttles für ihre individuellen Fahrten abrufen können. Bundesverkehrsminister Volker Wissing übergab am Montag einen Förderbescheid für das pilothafte Vorhaben in Höhe von 26 Millionen Euro.

Autonom fahrende Shuttles ab 2025 im ÖPNV

Beteiligt an dem Projekt sind sechs Partner: das Hamburger Verkehrsunternehmen Hochbahn als Konsortialführer, der Ridepooling-Anbieter Moia aus dem Volkswagen-Konzern, die Fahrzeughersteller Holon und Volkswagen Nutzfahrzeuge, die Hamburger Verkehrsbehörde sowie das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) für die Begleitforschung. In den nächsten Monaten werden die Voraussetzungen für die Umsetzung des Vorhabens geschaffen. Schon ab 2024 sollen die ersten Shuttles autonom in Hamburg testweise fahren. Ab 2025 sollen erste Fahrgäste damit befördert werden.

Das Angebot ergänzt den klassischen ÖPNV und ist in den Verkehrsverbund hvv integriert. Es soll als flexible Mobilitätslösung die Lücke zwischen der individuellen Fahrt mit dem privaten Pkw und dem ÖPNV schließen, wie eine Hochbahn-Sprecherin gegenüber #stadtvonmorgen erklärt. Die Idee ähnelt der eines Sammeltaxis: Per App können Fahrgäste die Shuttles „on demand“ buchen. Die Fahrzeuge bündeln dann Mobilitätsbedarfe auf der jeweiligen Strecke. So ließe sich der ÖPNV auf Randgebiete und Randzeiten ausdehnen. Dort, wo ein Linienbetrieb mit großformatigen Fahrzeugen aufgrund geringerer Fahrgastzahlen nicht wirtschaftlich sei, könne der autonome On-Demand-Dienst das öffentliche Mobilitätsangebot komplettieren, erklärt die Hochbahn-Sprecherin.

Autonomes Ridepooling „neue Säule im ÖPNV“

Henrik Falk, Anjes Tjarks, Volker Wissing (von links) (Quelle: Hochbahn/Marc-Oliver Schulz)

Henrik Falk, Anjes Tjarks, Volker Wissing (von links) (Quelle: Hochbahn/Marc-Oliver Schulz)

Im Einsatz sind dafür zwei Shuttletypen. Einer hat die Kapazität für etwa 15 Personen, der andere für etwa sieben. Beide fahren elektrisch und damit emissionsarm. „Der Verkehr in Deutschland wird zunehmen, umso mehr brauchen wir neue, kluge Mobilitätsformen, die helfen, unsere Infrastruktur effizient zu nutzen“, sagt Minister Wissing. „Autonomes Fahren kann ein Schlüssel sein, die Straßen in Großstädten zu entlasten und gleichzeitig Mobilität bis vor die Haustür zu sichern.“

Mit dem autonomen Ridepooling schaffe Hamburg „eine ganz neue Säule im ÖPNV, eine attraktive Alternative zum privaten Pkw sowie eine entscheidende Voraussetzung, um allen Menschen in Hamburg binnen fünf Minuten ein öffentliches Verkehrsangebot machen zu können“, erklärt Verkehrssenator Anjes Tjarks. Der Fünf-Minuten-Radius für das Erreichen des ÖPNV ist ein verkehrspolitisches Ziel in Hamburg. „Das autonome Ridepooling ist dabei das fehlende Puzzlestück zwischen dem klassischen ÖPNV und den individuellen Mobilitätsbedürfnissen der Bürger.“ Es sei dazu geeignet, neben Initiativen wie dem Deutschlandticket zur Verbesserung der Konditionen im ÖPNV auch die Angebote weiterzuentwickeln, so Tjarks.

Übertragung des Ridepooling-Modells auf andere Regionen

In Hamburg brächten erstmals öffentliche Verkehrsunternehmen, privatwirtschaftliche Ridepooling-Anbieter und Fahrzeughersteller sowie Experten aus der Wissenschaft das autonome Fahren in einem Gesamtsystem gemeinschaftlich voran, sagt Hochbahn-Vorstand Henrik Falk. „Das Ziel ist eine Mobilitätslösung, die sich auch auf andere Städte und Regionen ausweiten und übertragen lässt. Für ein solches gesamtheitliches System gibt es weltweit kein Vorbild.“ Im Zusammenhang mit dem Forschungs- und Entwicklungsprojekt HEAT (Hamburg Electric Autonomos Transportation; Foto oben) hat die Hochbahn bereits Erfahrungen mit einem autonom fahrenden Shuttle im Linienverkehr gesammelt.

Info

Wie können Städte beim Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektromobilität voranschreiten? Zu diesem Thema veranstalten die Fachzeitschrift „Der Neue Kämmerer“ und die Plattform #stadtvonmorgen ein Webinar unter dem Titel „Die Ladeinfrastruktur für eine klimafreundliche Mobilität“. Es findet am 9. November (14 Uhr) statt. Weitere Infos zum Programm und Anmeldungen gibt es hier.

a.erb@stadtvonmorgen.de

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