Interkommunale Kooperationen beschleunigen die Verwaltungsdigitalisierung. Sechs hessische Städte zeigen, wie’s geht.

Um ihre Digitalisierung voranzutreiben, arbeiten die hessischen Städte Gießen, Fulda, Limburg, Marburg, Offenbach und Wetzlar interkommunal zusammen. In der „Interkommunalen Zusammenarbeit Digitale Kommune@Hessen“ (IKZ) widmen sie sich sowohl der Verwaltungsdigitalisierung als auch ihrer jeweiligen Entwicklung zur Smart City. Vor wenigen Tagen kamen in Fulda erstmals die Stadtspitzen bei einem Präsenztreffen im Zeichen der IKZ zusammen. An dem Treffen nahmen die Oberbürgermeister Frank-Tilo Becher (Gießen), Manfred Wagner (Wetzlar), Heiko Wingenfeld (Fulda) und Bürgermeister Marius Hahn (Limburg) sowie Projektbeteiligte aus Marburg und Offenbach teil.

OZG-Umsetzung Anlass der Städtekooperation

Bei der IKZ handelt es sich nach eigenen Angaben um eine „hessenweit einmalige Kooperation“. 2021 fand sich die Arbeitsgemeinschaft zusammen. Sie ist demokratisch legitimiert: Ihr liegen Beschlüsse der Stadtverordnetenversammlung aller Mitgliedskommunen zugrunde. Das Land fördert die Arbeit der Gruppe. Das Projektbudget liegt bei rund 6,5 Millionen Euro für zwei Jahre, ein Großteil davon stammt aus Landesmitteln.

Anlass der Städtekooperation war die Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes, das Kommunen dazu anhält, den Bürgern einen digitalen Zugang zu Verwaltungsleistungen zu schaffen. In der Arbeitsgemeinschaft wollten die Städte diesbezügliche Entwicklungsarbeit teilen und gemeinsame Prozessstandards schaffen. Der interkommunale Austausch geht jedoch über die OZG-Umsetzung hinaus und bezieht sich mittlerweile allgemein auf progressive Projekte der Digitalisierung.

Schneller, effizienter und in höherer Qualität

Die Vorteile der interkommunalen Zusammenarbeit im Bereich der Digitalisierung lägen darin, die Entwicklungsarbeit gemeinsam schneller, kosteneffizienter und letztlich in höherer Qualität vorantreiben zu können, erklärt Hendrik Schaus auf Nachfrage von #stadtvonmorgen. Schaus leitet bei der Stadt Gießen die für Verwaltungsdigitalisierung zuständige Stabstelle Organisationsentwicklung. Im Verbund gelänge es, Kompetenzen und Ressourcen zu bündeln, um die Digitalisierung der jeweiligen Verwaltung zielgerichtet voranzutreiben.

Zudem führe die interkommunale Abstimmung zur Vereinheitlichung von Standards, was auch im Kontext von Ausschreibungen zur Effizienzsteigerung beitrage, erklärt Schaus. Darüber hinaus gewännen gemeinsame Projekte durch die Beteiligung verschiedener Städte an Attraktivität bei Bewerbungen um Teilnahme an Förderprogrammen. Ein weiterer Vorteil sei die auch fachbereichsübergreifende interkommunale Vernetzung, die die gemeinsame Arbeit beflügele. Konkret widmet sich die IKZ vier Projekten: „roadMAP“, „Total Digital“, „eGovSAD“ und „Open Smart City“.

Vier Projekte für die Verwaltungsdigitalisierung

Bei „roadMAP“ steht das Digitalisierungsmanagement im Fokus. Es geht um den Aufbau digitaler Kompetenzen in der Verwaltung. Das Projekt widmet sich der Frage, welches digitale Knowhow in den jeweiligen Ressorts benötigt wird. Das „eGovSAD“, E-Government Service- und Analysedashboard, monitort den Prozess der Verwaltungsdigitalisierung. Dafür liefert es Kennzahlen, beispielsweise wie oft ein digitales Leistungsangebot von den Bürgern genutzt wird. Auf diese Weise begleitet es die digitale Transformation im Sinne einer Qualitätsanalyse und ermöglicht einen Städtevergleich, was die Akzeptanz der neuen digitalen Lösungen betrifft.

Unter dem Titel „Open Smart City“ wollen die Städte ihre Daten zugunsten neuer Smart-City-Anwendungen der Stadtgesellschaft zur Verfügung stellen beziehungsweise selbst nutzen. Dabei geht es auch um Datenerhebung – etwa mittels Umweltsensoren. Ein diesbezügliches Anwendungsfeld sind Sensoren, die den Bewässerungszustand von Bäumen erfassen, wodurch sich Bewässerungsintervalle optimieren lassen. Die Städte treiben das Thema Smart City unter den Schlagworten Open Data, Open Source und Open Government zugunsten einer gemeinwohlorientierten Digitalisierung voran. Das Projekt „Total Digital“ widmet sich schließlich dem Change-Management in den Kommunen. Es zielt darauf ab, komplette Prozessketten im Lichte der Digitalisierung – von der Antragstellung bis zum Bescheid – neu zu denken.

a.erb@stadtvonmorgen.de

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