In Dubai läuft die Weltklimakonferenz COP28. Die Bonner Oberbürgermeisterin Katja Dörner sendet von dort eine Botschaft an die Bundespolitik.

Von der Klimakonferenz der Vereinten Nationen COP28 in Dubai, zu der sich in diesen Tagen die Staatslenker der Welt treffen, geht eine drängende Aufforderung aus. Eine von zwölf Nationen – darunter Deutschland – vorbereitete Deklaration fordert die Beschleunigung des Klimaschutzes und die Architektur eines Finanzsystems, das die Transformation zur Klimaneutralität global flankiert. Neben den Vertretern der nationalen Ebenen bringen in Dubai auch Akteure der kommunalen Sphäre ihre Perspektive in die Weltklimakonferenz ein. Aus Deutschland ist Katja Dörner nach Dubai gereist. Neben ihrer Rolle als Oberbürgermeisterin der Stadt Bonn, die 25 UN-Organisationen beheimatet, nimmt sie als Vizepräsidentin des Deutschen Städtetags und Mitglied im globalen Exekutivkomitee des Nachhaltigkeitsnetzwerks ICLEI gestern und heute an diversen Podiumsdiskussionen und Verhandlungsrunden teil.

Bonn als Modellstadt bei der Weltklimakonferenz

Dabei nutzt Dörner die Gelegenheit, für einen starken Einbezug der Städte in die internationale Klimapolitik zu werben. Denn nur wenn die Weichen vor Ort richtig gestellt würden, ließen sich Klimaziele erreichen, sagt sie in verschiedenen online gestreamten Gesprächskreisen. Es bedürfe jedoch nicht nur der Kooperation zwischen den staatlichen Ebenen, sondern auch zwischen Kommunen und innerhalb der jeweiligen Stadtgesellschaft. Der Austausch von Wissen über den Klimawandel und Lösungsansätze sei entscheidend dafür, die Klimaarbeit voranzubringen und Klimaziele zu erreichen. Es gelte, das Faktenwissen „aus den Köpfen in die Herzen der Menschen“ zu bringen und sie für die Transformation in eine klimaneutrale Lebensweise zu motivieren. Hier verweist Dörner außerdem auf die exponierte Rolle von Kunst, Kultur und Sport als „Multiplikatoren“ innerhalb der jeweiligen Gesellschaft.

Am Beispiel der Bundesstadt Bonn, die 2035 klimaneutral sein will, zeigt Dörner aus kommunalem Blickwinkel Ansätze auf, um diesen Transformationsprozess zu bewältigen. Dabei sei Partizipation entscheidend. Der Umschwung zur Klimaneutralität könne nur gelingen, wenn er gesamtgesellschaftlich und sozial gerecht vonstattengehe, alle umfasse und niemanden zurücklasse. „Andernfalls können wir nicht erfolgreich sein im Kampf gegen die Klimakrise“, meint die Oberbürgermeisterin bei der Weltklimakonferenz.

Schulterschluss von Zivilgesellschaft und Verwaltung

Entsprechend habe die Stadt Bonn für die Entwicklung ihres Klimaplans, also ihrer Maßnahmen, mit denen sie dem Klimawandel begegnet, gezielt den Austausch mit der Stadtgesellschaft gesucht und eigene Beteiligungsformate entwickelt. Etwa seien zufällig ausgewählte Bürger und Akteure in die Arbeit der Experten an den städtischen Klimaschutzmaßnahmen eingebunden worden, um die lebensweltliche Perspektive einzubringen. Dieser Prozess unter dem Titel „Bonn4Future“ mit der engen Kooperation zwischen Zivilgesellschaft und Verwaltung sowie die Arbeit am Bonner Klimaplan beschreibt Dörner als modellhaft.

Für Städte gehe es allerdings nicht nur darum, sich klimaneutral auszurichten, sondern sie müssten sich auch auf nicht abzuwendende Folgen des Klimawandels einstellen. Exemplarisch beschreibt Dörner das Konzept der Schwammstadt. Es beinhaltet Maßnahmen, um zum einen städtebaulich die urbane Resilienz mit Blick auf Starkregenereignisse zu erhöhen und zum anderen Wassermanagement zur Regulierung des lokalen Klimas zu betreiben. Der Klimawandel habe die Arbeit an solchen Konzepten im Sinne der urbanen Resilienz „signifikant verändert“ und deren Relevanz erhöht. Dies gelte etwa auch für den Hitzeschutz.

In diesen Bereichen der Klimaanpassung bedürfe es ebenfalls eines lokalen Interessenausgleichs und einer Beteiligung der Bürger. Das zeige sich beispielsweise am Ringen um öffentlichen Raum. Wolle man im Sinne des Schwammstadtkonzepts Flüsse renaturieren, müsse dafür anderes weichen oder zurückgebaut werden. Wolle man die grüne Infrastruktur der Stadt ausbauen, gehe dies oft zulasten von Parkplätzen. Nicht selten komme es zu hitzigen Debatten darüber. Die Akzeptanz des Klimaschutz und entsprechender Maßnahmen sei also entscheidend für den Erfolg einzelner Projekte. Dörner: „Wir brauchen alle, wir müsse alle Bürger einbeziehen.“

Eine Adresse an die Bundespolitik aus Dubai

Mit Blick auf die Vertreter der nationalen Regierungen und supranationalen Ebenen bei der Weltklimakonferenz betont Dörner zum einen die wichtige Rolle der Städte für die Transformation. Gleichzeitig nimmt sie aber auch die Staatenlenker in die Pflicht: „Eine Stadt allein wird nicht in der Lage sein, alles zu erreichen ohne stimmige Rahmenbedingungen.“ Insbesondere die nationalen Ebenen seien gefragt, die Voraussetzungen zu schaffen, dass Kommunen vor Ort wichtige Prozesse wie die Energie- oder die Verkehrswende vorantreiben können.

In Anlehnung an das Kongressthema der Finanzierung weist Dörner außerdem auf die finanziellen Nöte vieler Städte in Deutschland hin. Bleibe hierzulande der Klimaschutz eine mehr oder weniger freiwillige Aufgabe der Kommunen und mangele es weiterhin vielerorts an der Finanzausstattung dafür, behindere dies wichtige Investitionen in Transformationsschritte. Damit adressiert Dörner nachdrücklich die Bundespolitik aus dem fernen Dubai.

a.erb@stadtvonmorgen.de

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