Hanau plant den Kauf der Kaufhof-Immobilie. Hessen legt ein Sonderprogramm für die von der Galeria-Insolvenz betroffenen Städte auf.

Die Stadt Hanau treibt die Entwicklung ihrer innerstädtischen Warenhausimmobilie, die der Galeria-Karstadt-Kaufhof-Konzern zum 31. Januar 2024 verlässt, voran. Als eine der ersten Städte, die nach der Galeria-Insolvenz vor der Herausforderung stehen, eine Nachnutzung für ein leeres Warenhaus zu finden, plant Hanau, das Gebäude zu kaufen. Ein Kaufvertrag ist endverhandelt und vorbereitet. „Ich werde den Hanauer Stadtverordneten in der Sitzung am 16. Oktober empfehlen, den Kauf zu beschließen“, sagt Oberbürgermeister Claus Kaminsky. Am 25. September werden die Konzeptideen öffentlich präsentiert. Gleichzeitig hat das hessische Wirtschaftsministerium ein Unterstützungsprogramm für Innenstädte mit Galeria-Filialschließungen angekündigt.

Hessen hilft von Galeria-Insolvenz betroffenen Innenstädten

Mit drei Millionen Euro für die Galeria-Standorte will das Land Hessen sein Programm „Zukunft Innenstadt“ aufstocken. Dies teilte Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir den Oberbürgermeistern Kaminsky und Felix Schwenke (Offenbach) sowie Bürgermeister Marius Hahn (Limburg) mit. Zuvor hatte das Trio in einem gemeinsamen Brief die Landesregierung um Unterstützung bezüglich der Entwicklung ihrer sich leerenden Galeria-Häuser gebeten. Bei der Förderung geht es auch um eine Ideensammlung für die Transformation von Zentren: „Wir hoffen auf beispielhafte Projekte für die Bewältigung des Strukturwandels unserer Innenstädte, die dann auch in anderen Städten mit größeren Leerständen angewendet werden können“, sagt Al-Wazir.

Die Fördermittel des Landes stehen für die Städte Offenbach, Hanau, Limburg, Frankfurt am Main, Wiesbaden und Darmstadt bereit. Die betroffenen Galeria-Filialen in Offenbach, Frankfurt und Wiesbaden sind bereits geschlossen. Die Häuser in Hanau und Darmstadt sollen zum 31. Januar dichtmachen. Limburg hätte ebenfalls 2024 geschlossen werden sollen. Die Stadt konnte dies jedoch abwenden, indem sie als Mieter das zur Immobilie gehörende Parkhaus mit über 300 Parkplätzen übernimmt. Der ebenfalls hessische Galeria-Standort Viernheim ist von dem Landesprogramm nicht erfasst, da die Förderung im Innenstadtkontext läuft und sich die Viernheimer Filiale in der Peripherie befindet. In Darmstadt, Wiesbaden und Frankfurt war der Galeria-Konzern bis dato mit zwei Häusern vertreten.

Kaufhof: Nutzungsoptionen für nachfolgende Generationen

Das hessische Förderprogramm zielt insbesondere auf Konzepte für Zwischennutzungen oder Projekte, die neue Nutzungen in den Häusern anregen – beziehungsweise in Limburg den Erhalt flankieren –, ab. Als Zuschuss für einen Immobilienerwerb, wie ihn Hanau plant, ist es nicht vorgesehen. „Wir wollen die Chance ergreifen, die Immobilie und damit das gesamte Quartier selbst gestalten zu können“, sagt Kaminsky. Ein Expertenteam hat für Hanau bereits konkrete Nutzungsoptionen und mögliche Umbaumaßnahmen erörtert. In der Phase der Transformation soll das Gebäude mit Zwischennutzungen bespielt und die City mit Innenstadtaktionen belebt werden.

Die Substanz des Gebäudes lasse es zu, „dass es für 50 bis 100 Jahre erhalten bleiben kann und nach den erforderlichen Sanierungen und Umbauten wandelbar genug sein wird, den nachfolgenden Generationen alle Nutzungsoptionen zu ermöglichen“, sagt der Oberbürgermeister. Dass die Stadt hierauf Zugriff bekomme, sei eine Frage der Quartiersentwicklung. „Diese hochwertige Innenstadtimmobilie denken wir als Motor für die nachhaltige Aufwertung der Innenstadt.“ Wieviel die Stadt in den Hauskauf investiert, teilte sie auf Nachfrage von #stadtvonmorgen allerdings nicht mit. Es kursieren Schätzungen, wonach die Immobilie mehr als 20 Millionen Euro kostet.

Bund fördert Transformationskonzepte

Der Galeria-Konzern hatte im März angekündigt, im Zuge eines Insolvenzverfahrens über 50 Filialen zu schließen. Davon konnten einige „gerettet“ werden – oft mit entscheidendem Engagement der jeweiligen Stadt. Gleichwohl stehen die meisten der von der Galeria-Insolvenz betroffenen Innenstädte, wo der Warenhauskonzern oft einen städtebaulich markant gelegenen Standort betrieben hatte, nun vor gravierenden Transformationsaufgaben.

Darauf reagiert auch das Bundesbauministerium. Innerhalb des Förderprogramms „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ (ZIZ) hat es die Förderbedingungen nachjustiert. Demnach kann Hanau, das in der Förderkulisse für ein lokales Stadtentwicklungsprogramm bereits 3,75 Millionen Euro erhält, im Kontext der Kaufhof-Schließung noch einmal 1,1 Millionen Euro für Zwischennutzungskonzepte abrufen.

a.erb@stadtvonmorgen.de

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