Global City

Global Cities: Wie Städte international an Relevanz gewinnen

Migration, Klimawandel, Ressourceneffizienz – die großen Fragen sind globale. Doch Antworten darauf werden lokal, in Städten erarbeitet.

Bildquelle: AdrianHancu/iStock/GettyImagesPlus

Die globalen Probleme lassen sich nur lokal lösen: Was gegensätzlich klingt, nämlich das Globale und das Lokale, funktioniert in einer immer stärker vernetzten Welt nur zusammen. Oberbürgermeisterinnen und Oberbürgermeister übernehmen vor Ort verstärkt Verantwortung für globale Themen. In ihren Städten sind sie betroffen von Megatrends, die weltweit gelten: Hier schlagen sich die Auswirkungen des Klimawandels, der Ressourcenknappheit, der Energiewende, der urbanen Verdichtung und all ihrer sozialen Folgen oder die der Migration und von Flucht aus Krisengebieten nieder. In Metropolen und Städten kristallisieren sich die Fragen der Welt. Um diese globalen Fragen also beantworten zu können, braucht es die lokale Ebene, die OBM.

Die wachsende Bedeutung von Global Cities – Metropolen, Städten und Regionen – für die Lösung globaler Aufgaben zeigt sich beispielhaft an der Umsetzung der 17 Sustainable Development Goals der United Nations, also der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen. Zahlreiche Städte in Deutschland implementieren diese UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung in ihren Stadtstrategien. Damit wird die lokale Ebene zum Treiber ihrer Realisierung. Ohne das Engagement vor Ort wäre die Umsetzung der Ziele undenkbar.

Städte als Vorreiter bei der Lösung globaler Probleme

Darüber hinaus formulieren Städte vor Ort eigene Nachhaltigkeits- und Klimaschutzziele, die sogar über die der übergeordneten, internationalen Ebenen hinaus gehen. Beispielsweise möchte Flensburg schon 2030 klimaneutral werden, wohingegen das Ziel der CO2-Neutralität für den Kontinent von der Europäischen Union in ihrem „Green Deal“ erst bis 2050 festgeschrieben ist.

So werden Städte und Stadtgesellschaften zum Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit und Ökologie, aber auch zum Motor für Beteiligung und Demokratie. OBM sind Konflikt- und Krisenmanager vor Ort. Sie setzen Politik vor Ort um, machen sie erfahrbar und sind unmittelbar von ihren Konsequenzen betroffen.

OBM als „Glokalisten“ und Impulsgeber in Debatten

In diesem Bewusstsein melden sie sich in nationalen und internationalen Debatten zu Wort. Beispiele dafür gibt es viele, etwa die Sanctuary Cities („Zufluchtsstädte“) in den USA, die sich gegen die restriktive Migrationspolitik von US-Präsident Donald Trump stellen, oder die „Städte Sicherer Häfen“ in Deutschland, die die Bundesrepublik zu einer aus ihrer Sicht humanitäreren Flüchtlingspolitik auffordern.

Global Citys sind sich ihrer Rolle für die Lösung weltweiter Probleme bewusst und fordern sich Verantwortung ein. Sie interagieren miteinander in Netzwerken wie beispielsweise dem Nachhaltigkeitsnetzwerk ICLEI (Local Governments for Sustainability), dem Global Parliament of Mayors oder Eurocities, tauschen sich darin aus und lernen voneinander. In Global Citys treffen globale Fragen auf lokale Antworten. Diese Mischung gilt als das „Glokale“ und dessen Akteure, die OBM, gelten als „Glokalisten“.

„Das Zeitalter der Städte“

Ein Impulsgeber für diese Idee ist mit seinem Buch „If Mayors Ruled the World“ der 2017 verstorbene amerikanische Wissenschaftler Benjamin Barber, der zugleich das Global Parliament of Mayors gründete. Vor dem Hintergrund der Globalisierung und der immer stärker vernetzten Welt hinterfragte Barber die Funktionsfähigkeit des Nationalstaats. Seine These zielt darauf auf, in Global Citys, Metropolen, Städten und Regionen die Einheiten zu sehen, die in Zeiten der Globalisierung viel wendiger, effizienter und zielführender miteinander interagieren und Probleme lösen können, als dies schwerfällige Staaten tun. Aufgrund gelernter Abhängigkeiten von anderen Ebenen seien Städte anpassungsfähiger und könnten agiler mit neuen Problemstellungen umgehen.

Dieser Gedanke steht im Geiste eines vielzitierten Satzes von Wellington Webb, dem ehemaligen Bürgermeister von Denver: „Das 19. Jahrhundert war das Zeitalter der Weltreiche, das 20. Jahrhundert war das Zeitalter der Nationalstaaten, und das 21. Jahrhundert wird das Zeitalter der Städte sein.“

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